Zur Dialektik des Imperialismus

Der Kapitalismus birg immer den Imperialismus in sich. Eine Entwicklung von der Planlosigkeit zur imperialistischen Monopolisierung.

Dialektik lässt sich bestimmen als relative Einheit der Gegensätze und als ihren absoluten Kampf in einem. Ihre Gesetze, es sind zu gleiche, ruhen nicht, sie durchdringen sich ständig ineinander.

 

Von Heinz Ahlreip – 03. Juli 2023 | Durch Auswendiglernen ihrer Gesetze erhält man keinen saftigen Apfel in die Hand, sondern eine Attrappe. Eins hat sich in zwei geteilt, in zwei sich widersprechende Seiten. Schon im Manifest haben Marx und Engels eine imperialistische Tendenz des Kapitalismus, ein ihm Gleiches und Gegenteiliges aus der gesellschaftlichen Entwicklungswirklichkeit herausgelesen, insofern angegeben wird: „Die Bourgeoisie hebt mehr und mehr die Zersplitterung der Produktionsmittel, des Besitzes und der Bevölkerung auf. Sie hat die Bevölkerung agglomeriert, die Produktionsmittel zentralisiert und das Eigentum in wenigen Händen konzentriert“
(Karl Marx, Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, Werke, Band 4, Dietz Verlag Berlin, 1960,466f.).

Wie es in der Gesellschaftswissenschaft den Kampf zwischen zwei Klassen gibt, so in der Mechanik Wirkung und Gegenwirkung, in der Physik positive und negative Elektrizität. Gesellschaftswissenschaft kann als solche vorliegen nur in der Exaktheit der Naturwissenschaft. Hegel hatte sich lediglich um die Geisteswissenschaft als Gesetzmäßigkeit bemüht.In der Geschichte unterliegen für ihn die in ihr vorkommenden Geistesgestalten einer Gesetzmäßigkeit. Statt Geistesgestalten musste Marx von ökonomischen, mit naturwissenschaftlicher Einhaltung klar zu konstatierenden ökonomischen Gesellschaftsformen ausgehen.

Auch der Imperialismus weist eine auseinandergehende Zweigeschlechtigkeit auf. Geschichte wäre leicht und zügig bewegbar, würde die Natur nur eineiige Zwillinge zur Welt bringen. Ökonomisch reicht der Imperialismus durch die ungeheure Konzentration der Produktion, der mit ihr verbundenen Infrastruktur an die Schwelle zum Sozialismus heran, es liegt aber kein Gleichklang mit der politischen Entwicklung vor, diese geht nicht in Richtung Demokratie, Parlamentarismus, Abbau der Exekutive vor, sondern tendenziell in Richtung politische Reaktion auf der ganzen Linie. Anders kann es auch gar nicht sein. Vier oder fünf Großbanden bestimmen die Politik, derweil der Bundestag das deutsche Volk einseift. Traditionell liegt in der deutschen Ideologie Geschichte als etwas Sperriges, Herbes vor. So leicht beschwingt in die Verfassung der USA das Streben nach Glück zu schreiben, das liegt dem schweren deutschen Gemüt fern. Es ist synchron mit Hegel, der in seiner Philosophie der Weltgeschichte geschrieben hatte, dass die Weltgeschichte nicht der Boden des Glücks sei – „Perioden des Glücks sind leere Blätter in ihr“. Hegel ging so weit, dass er staatsfreies Glück absagte.  Das eben meinte Engels, als er von der spezifisch deutschen, staatsphilosophisch unterlegten Staatshörigkeit sprach. Deutschland ist ein Stammland politischer Rückständigkeit, hier ohne radikalen Bruch  etwas bewegen zu wollen, käme einer Landung im Straßengraben gleich.

Zwischen dem klassischen Konkurrenzkapitalismus und dem Monopolkapitalismus des 20. und 21. Jahrhunderts liegt keine chinesisch Mauer. Chronologisch scheint die Klassik Basis, Wesen, Grund des Neuen als eines besonderen Auswuchses vom Stamm zu sein. Wenn man aber in Erwägung zieht, dass der Imperialismus das höchste Stadium des Kapitalismus preisgibt, so entfaltet sich erst in der reifsten Stufe das Wesen des ganzen Prozesses, das am Anfang noch unentwickelt im Grunde als mit negativem Privateigentum schwangereres dieses nach dessen Entfaltung wiederum negierendes Nichtprivateigentum lag. Der Kapitalismus klassischer Art erweist sich lediglich als ein niedrigeres Stadium des Imperialismus. Für Dialektiker beider Richtungen, der materialistischen als auch der idealistischen, ist ausgemacht, dass in der höchsten Stufe eines Prozesses dessen Umschlag ins Gegenteil, in den Untergang, ins Zurück in den Grund beinhaltet. 

In der Tat, zwischen dem klassischen Konkurrenzkapitalismus und dem Monopolkapitalismus des 20. und 21. Jahrhunderts liegt keine chinesisch Mauer. Marx deutet im dritten Band des Kapitals an, dass mit den Banken eine allgemeine Buchführung und Verteilung der Produktionsmittel gegeben sei, im Kapitalismus aber immer nur der Form nach
(Vergleiche Karl Marx, Das Kapital, Band III, Werke, Band 23, Dietz Verlag Berlin; 1960,655).

Engels hat schon 1891 in weiser Voraussicht auf die imperialistische Außenpolitik mit ihrer enormen Eroberungskonkurrenz hingewiesen, die die öffentliche Gewalt enorm steigerte, so dass diese die ganze Gesellschaft und selbst den Staat zu verschlingen drohte, ein Vorgang, der nach dem Durchbruch des Imperialismus um 1900 von den Opportunisten nicht beachtet worden war.
(Vergleiche Lenin, Staat und Revolution, Werke, Band 25, Dietz Verlag Berlin, 1960,402f.)

Der späte Engels hat uns in der Frage der Ökonomik einen wertvollen Fingerzeig gegeben, dass im Übergang von den Aktiengesellschaften zu den Trusts die imperialistische Monopolisierung der Produktion stattfindet und damit das Ende der Planlosigkeit im Wirtschaften noch vor dem Sozialismus. (Vergleiche ‘Neue Zeit‘, XX. Jahrgang, 1901/02, Band 1,8)

Die Grenzen in der Natur und in der Geschichte sind halt bewegliche.

 

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Über Heinz Ahlreip 115 Artikel
Heinz Ahlreip, geb. am 28. Februar 1952 in Hildesheim. Von 1975 bis 1983 Studium in den Fächern Philosophie und Politik an der Leibniz Universität Hannover, Magisterabschluss mit der Arbeit »Die Dialektik der absoluten Freiheit in Hegels Phänomenologie des Geistes«. Forschungschwerpunkte: Französische Aufklärung, Jakobinismus, Französische Revolution, die politische Philosophie Kants und Hegels, Befreiungskriege gegen Napoleon, Marxismus-Leninismus, Oktoberrevolution, die Kontroverse Stalin – Trotzki über den Aufbau des Sozialismus in der UdSSR, die Epoche Stalins, insbesondere Stachanowbewegung und Moskauer Prozesse.

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