ZENSUR – dieser Beitrag fiel der Zensur zum Opfer!

Der "Noskist" Pistorius hat vor, alle rund 400.000 Männer sowie die gut 300.000 Frauen eines Geburtsjahrganges im Alter von 18 Jahren anzuschreiben und nach ihrem Interesse an einem Dienst in der Bundeswehr und nach Fähigkeiten und Ausbildung zu befragen. | Photo: Videoscan YouTube

Wir sagen JA zur allgemeinen Wehrpflicht
Eine Polemik zum Wachwerden

 

Von Heinz Ahlreip, 12. Oktober 2024, 18:59 h | In der Oktoberausgabe 2024 des RotFuchs ist auf Seite 9 ein Artikel abgedruckt worden mit der auf den ersten Blick humanistisch anmutenden Überschrift: <Jugendbündnis „Wir sagen nein zur allgemeinen Wehrplicht“ gebildet.> Berichtet wird von einem bundesweitem Jugendbündnis gegen die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht, die durch den Minister von Guttenberg am 1. Juli 2011 ausgesetzt worden war. Wiedereinführung ist nicht ganz das passende Wort, es muss Wiederaktivierung dieser Pflicht heißen. Kein bürgerliches Terrorregime wird so dumm sein, die allgemeine Wehrpflicht ganz abzuschaffen, besonders nicht in Zeiten, in denen innerhalb von Tagen Massenaufgebote zu mobilisieren sind. 

Dem Jugendbündnis gehören bis jetzt an: BAK Klassenkampf, die Internationale Jugend, die SDAJ, der SDS, dass Studierendenkollektiv und die Linksjugend Solid Berlin.  Das Bündnis stehe laut RotFuchs mit weiteren Jugendorganisationen, Gewerkschaftsjugendstrukturen und Schülervertretungen in Kontakt. Sodann wird der Gründungsaufruf abgedruckt, in dem auf den am 12. Juni 2024 von dem Noskisten Pistorius verkündeten Fragebogenwehrdienst eingegangen wird. Für junge Männer ist die Ausfüllung des Fragebogens verpflichtend, für junge Frauen nicht. Schüsselsätze lauten: „Die Wiedereinführung der Wehrpflicht ist nicht im Interesse von uns Jugendlichen. Sie wird uns ein Jahr unseres Lebens nehmen (die Karriere, ja die Karriere !!/H.A.), über das wir nicht länger selbst entscheiden dürfen (ha ha – was lesen denn unsere jungen Freunde, lautet nicht eine der großen Quintessenzen des Marxismus-Leninismus, dass die Menschen unter kapitalistischen Bedingungen Spielbälle fremder Mächte sind, die Mitglieder zum Beispiel der SDAJ müssten allesamt Millionäre sein, um über ihren Körper frei verfügen zu können …) Wir sollen kriegstüchtig gemacht werden.“

Hier muss dialektisch gedacht werden, es kommt doch gerade darauf an, imperialistische Kriegstüchtigkeit in rote Bürgerkriegstüchtigkeit umzuwandeln. Das kann man nicht von zu Hause aus mit dem Handy machen, da muss man schon in der Kaserne präsent sein. Und weiter unsere Klageweiber: Es gäbe in der Bundeswehr Mobbing, sexualisierte Gewalt und faschistische Netzwerke. Warum denn keine roten aufbauen? Viele würden psychische Probleme davontragen. Die Bundeswehr biete keine Perspektive für die Persönlichkeitsentwicklung. Wir wollen stattdessen lernen, kritisch zu denken, und uns für den Frieden einsetzen. Wir wollen über unser Leben und unseren Körper selbst verfügen“. Halt! Halt! Nicht so schnell. Noch liegen nach Marx zehn bis fünfzehn Jahre Bürgerkrieg vor uns, ehe wir in Frühphasen des Kommunismus ankommen. Und weiter geht die Litanei: Die Wehrpflicht für Frauen wird kategorisch abgelehnt. Wir brauchen Entspannung und Diplomatie statt Kriege. Wir streben eine breite Aktionstätigkeit gegen die Militarisierung der Jugend an.

Das alles ist schöntuendes Gelabere, Allerweltsworte aus dem Bauchladen von Politikastern und von kommunistischem Gedankengut und dialektischem Denken meilenweit entfernt, das da beinhaltet: Allgemeine Volksbewaffnung hervorgegangenen aus einem Bürgerkriegsakt der Umdrehung der Gewehre. Es ist mit Bitterkeit festzustellen, wie früh schon diese jungen Leute schädliche, dekadente, urbane  Neigungen offenbaren, wie früh sie sich von den Gedanken des Klassenkampfes und der Revolution entwöhnt und entfernt haben. Entwaffnung ist nämlich Flucht aus der schlechten Wirklichkeit, kein Kampf gegen sie.
(Vergleiche Lenin, Das Militärprogramm der proletarischen Revolution, Werke, Band 23, Dietz Verlag Berlin, 1960,80).

Für’s erste muss hier gesagt werden, dass kein proletarischer Instinkt vorliegt, sondern das typische kleinbürgerliche Geplärre narzisstischer Abiturienten aus dem Milieu des Bildungsbürgertums. Diese pseudolinken Typen schlagen platterdings dem Marxismus-Leninismus mitten ins Gesicht.  Die Aussetzung der Wehrpflicht vor mehr als 13 Jahren hat die bolschewistische Sache in Deutschland zurückgeworfen so wie auch dieses infantile Geplärre im RotFuchs sie schädigt.  Der Artikel fördert die Neigung zur Fahnenflucht, die Lenin als große Dummheit bezeichnete. 

Schon im Januar 1865 hatte Friedrich Engels sich zur allgemeinen Wehrpflicht bekannt: Es sei durchaus nicht gleichgültig,

„ob die allgemeine Wehrpflicht vollständig durchgeführt wird oder nicht. Je mehr Arbeiter in den Waffen geübt werden, desto besser. Die allgemeine Wehrpflicht ist die notwendige und natürliche Ergänzung des allgemeinen Stimmrechts; sie setzt die Stimmenden in den Stand, ihre Beschlüsse gegen alle Staatsstreichversuche mit den Waffen in der Hand durchzusetzen. Die mehr und mehr konsequente Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht ist der einzige Punkt, der die Arbeiterklasse Deutschlands an der preußischen Armeereorganisation interessiert“.
(Friedrich Engels, Die preußische Militärfrage und die deutsche Arbeiterpartei, Werke, Band 18, Dietz Verlag Berlin, 1960,66). 

Man vergleiche: Die gebildeten (Engels öfters polemisch jebildeten) Jugendlichen: Wir sagen Nein zur Wehrpflicht – Engels: Die Wehrpflicht ist mehr und mehr konsequent durchzuführen. 

Lenin hat die militärtheoretischen Schriften von Engels gründlich studiert und hat sein Werk fortgesetzt, immer durchzogen von Polemiken gegen die Sozialpazifisten und Entwaffnungsanhänger.  Aufschlussreich ist die Schrift: ‘Das Militärprogramm der proletarischen Revolution‘ aus dem September 1916.

„Eine unterdrückte Klasse, die nicht danach strebt, Waffenkenntnis zu gewinnen, in Waffen geübt zu werden, Waffen zu besitzen, eine solche unterdrückte Klasse ist nur wert, unterdrückt, mißhandelt und als Sklave behandelt zu werden“.
(a.a.O.,75). 

Wir können nicht den kleinbürgerlichen Sklavenmemmen folgen, die den Klassenkampfstandpunkt völlig preisgegeben haben, wir folgen Lenin, und zwar genau diesen Worten:

Heute militarisiert die imperialistische – und andere – Bourgeoisie nicht nur das ganze Volk, sondern auch die Jugend. Morgen wird sie meinetwegen die Frauen militarisieren. Wir antworten darauf: Desto besser! Nur immer schneller voran – je schneller, desto näher ist der bewaffnete Aufstand gegen den Kapitalismus

… Es war ein bürgerlicher Beobachter der Kommune, der im Mai 1871 in einer englischen Zeitung schrieb:

„Wenn die französische Nation nur aus Frauen bestünde, was wäre das für eine schreckliche Nation. Die Frauen und die Jugend vom 13. Jahr an kämpften während der Kommune neben den Männern, und es wird nicht anders sein in kommenden Kämpfen um die Niederwerfung der Bourgeoisie.
(a.a.O., 77). 

Zwischen den bundesrepublikanischen jungen Modebolschewiki und den heroischen Jungen und Mädchen der Pariser Commune liegen Lichtjahre. Der RotFuchs sollte junge Menschen nicht in einen aussichtslosen Kampf hetzen. Die Aktivierung der allgemeinen Wehrpflicht hoffentlich auch für Frauen ist unvermeidbar. Jetzt durchdringt die Militarisierung das ganze öffentliche Leben. Die Militarisierung wird alles. Der Imperialismus ist erbitterter Kampf der Großmächte um Teilung und Neuteilung der Welt – er muß daher zur weitern Militarisierung in allen, auch in kleinen, auch in neutralen Ländern führen. Was sollen die proletarischen Frauen dagegen tun?? Nur jeden Krieg und alles Militärische verwünschen, nur die Entwaffnung fordern? Niemals werden sich die Frauen einer unterdrückten Klasse, die revolutionär ist, mit solcher schändlichen Rolle bescheiden. Sie werden vielmehr ihren Söhnen sagen:

„Du wirst bald groß sein, man wird dir das Gewehr geben. Nimm es und erlerne gut alles Militärische – das ist nötig für die Proletarier, nicht um gegen deine Brüder zu schießen, wie es jetzt in diesem Räuberkriege geschieht und wie dir die Verräter des Sozialismus raten, sondern um gegen die Bourgeoisie deines eigenen Landes zu kämpfen, um der Ausbeutung, dem Elend und den Kriegen nicht durch fromme Wünsche, sondern durch das Besiegen der Bourgeoisie und deren Entwaffnung ein Ende zu bereiten.“

Ich glaube, ich habe keine Striche mehr nötig, die konterrevolutionäre Physiognomie des kleinbürgerlichen Jugendbündnisses gegen die Aktivierung der Wehrpflicht, die auf Scharnhorst, den größten Sohn der deutschen Bauern zurückgeht, ist fertig gezeichnet. 

Lenin vertrat durchgängig, dass der Imperialismus aufs engste mit adäquatem Krieg durchsetzt ist, Stalin warnte uns: Der kapitalistische Wolf schläft nicht. 1956 kam es zu einer gefährlichen und fatalen Entwarnung. Der Imperialismus sei friedlich geworden. Die DDR hat er geschluckt und ist drauf und dran an der Ukraine.

Dass der RotFuchs nach fast 70 Jahren immer noch in Sozialpazifismus macht, ist ein trauriges Kapitel in der Geschichte linker Zeitschriftenpublizistik. Das ist die eine Seite. Neben dem Revisionismus hat auch der Sozialdemokratismus sozialpazifistische Sumpfblumen hervorgebracht, er muss die allgemeine Wehrpflicht durch die Blume sagen und so gebar er eine Fragebogenwehrplicht. Er täuscht, als ob der imperialistische Krieg eine harmlose Sache sei. 

 

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Dieses OnlineMagazin Der Revolutionär stellt kommunistische Weltanschauung zur Diskussion. Leider ist die bestehende Sichtweise über den Weg zum Sozialismus vielfach verfälscht, gelegentlich auch revisionistisch unterwandert und hat mit einer kommunistischen Ideologie wenig, gelegentlich auch gar nichts mehr zu tun. Viele Autoren, auch die Redaktion, befinden sich heute, durch unsere Altersstufe bedingt, im Ruhestand. Wir alle möchten aber unsere Erfahrungen als frühere „Parteikader“ weitergeben. Diese haben wir in der marxistisch-leninistischen Parteiarbeit und politischen Auseinandersetzung der 1970er und 80er Jahre gesammelt. Meinungsartikel und Gastbeiträge – auch wenn sie gelegentlich von der Meinung der Redaktion abweichen –  sorgen für ein breites Meinungs- und Informationsspektrum.

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Über Heinz Ahlreip 100 Artikel
Heinz Ahlreip, geb. am 28. Februar 1952 in Hildesheim. Von 1975 bis 1983 Studium in den Fächern Philosophie und Politik an der Leibniz Universität Hannover, Magisterabschluss mit der Arbeit »Die Dialektik der absoluten Freiheit in Hegels Phänomenologie des Geistes«. Forschungschwerpunkte: Französische Aufklärung, Jakobinismus, Französische Revolution, die politische Philosophie Kants und Hegels, Befreiungskriege gegen Napoleon, Marxismus-Leninismus, Oktoberrevolution, die Kontroverse Stalin – Trotzki über den Aufbau des Sozialismus in der UdSSR, die Epoche Stalins, insbesondere Stachanowbewegung und Moskauer Prozesse.

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