
Was ich noch sagen wollte
Ein Kommentar von Heinrich Schreiber – 10. April 2025 |
„Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“
– dieser Satz, das Schlusswort des Kommunistischen Manifests, ist für uns Kommunistinnen und Kommunisten keine bloße Parole. Er ist ein politischer Auftrag. Der internationale Schulterschluss der Arbeiterklasse kennt keine Nation, keine Hautfarbe, keine Herkunft. Ob deutsch, syrisch oder afghanisch – der Feind steht nicht in den Wohnblocks nebenan, sondern in den Chefetagen, Banken und Regierungspalästen.
Doch gerade weil wir den Blick nicht vom Klassenstandpunkt verlieren, dürfen wir auch die realen Probleme in unseren Vierteln nicht unter den Teppich kehren.
Die Schilderungen aus Hamburger Arbeitervierteln – von Übergriffen auf Frauen, Belästigungen, brutalen Angriffen und der zunehmenden Angst auf Straßen und Spielplätzen – rufen Wut hervor. Und zwar eine Wut, die sich allzu leicht gegen „die Ausländer“, „die Flüchtlinge“, „die anderen“ richten lässt – wenn wir nicht klassenbewusst analysieren, was hier eigentlich geschieht.
Kapitalismus importiert die Krise – nicht die Menschen
Die große Mehrheit der Geflüchteten ist nicht aus freien Stücken hier. Der deutsche Imperialismus – ob durch Waffenexporte, Beteiligung an NATO-Kriegen oder wirtschaftliche Ausbeutung – ist mitverantwortlich für das Elend, das Menschen aus Syrien, Afghanistan und anderen Ländern zur Flucht zwingt. Wenn wir von Ursachen sprechen, dann müssen wir sie beim Namen nennen: Es ist der Kapitalismus, der sowohl dort wie hier Menschen in Angst, Not und Gewalt treibt.
Doch was geschieht, wenn diese Menschen in ein Land kommen, in dem auch die einheimische Arbeiterklasse unter Druck steht? Wenn sie in überfüllte Unterkünfte gepfercht werden, ohne sinnvolle Perspektive, ohne Arbeitserlaubnis, ohne Zugang zu Bildung, geschweige denn kultureller Teilhabe? Wenn sie dem strukturellen Rassismus begegnen und gleichzeitig mit unseren – ohnehin schon knapp bemessenen – sozialen Ressourcen in Konkurrenz gestellt werden?
Dann ist es kein Wunder, wenn sich Frustration, Entwurzelung und aggressive Männlichkeit in Gewalt Bahn brechen. Nicht bei allen, aber bei einigen. Und diese wenigen reichen aus, um das gesellschaftliche Klima zu vergiften.
Wer schlägt, belästigt, tritt – steht nicht auf unserer Seite
Es muss glasklar sein:
Wer Frauen anspuckt, wer Mädchen begrapscht, wer solidarische Nachbarn krankenhausreif schlägt – handelt nicht im Geiste des Internationalismus, sondern im Geist der Unterdrückung.
Solche Taten spalten unsere Klasse, säen Misstrauen und treiben die Menschen in die Arme der Rechten.
Unsere Solidarität ist nicht blind. Sie gilt nicht dem Pass – sie gilt dem proletarischen Interesse. Sie gilt jenen, die in diesem Land Schutz suchen, ein besseres Leben aufbauen wollen, sich einreihen in den Kampf für Gerechtigkeit und Gleichheit. Sie gilt nicht jenen, die meinen, ihre persönliche Frustration auf Schwächere abladen zu dürfen.
Was wir fordern: Klassenpolitik statt Konkurrenzkampf
Die bürgerliche Politik sieht zu oder schürt bewusst die Spaltung. Der Staat verwaltet Elend – statt Lösungen zu schaffen. Die Polizei schaut weg oder kommt zu spät. Sicherheitsdienste sind überfordert oder halten sich raus. Und die Rechten nutzen jedes einzelne Verbrechen, um gegen alle Migranten zu hetzen, anstatt das System zu hinterfragen, das diese Probleme hervorbringt.
Wir Kommunisten sagen: Schluss damit! Was es braucht, ist:
- Investitionen in Bildung, Aufklärung und Integration – nicht als leere Phrasen, sondern als konkrete Arbeit vor Ort.
- Stärkung der Selbstorganisierung in den Vierteln – durch solidarische Nachbarschaft, Schutzstrukturen, antifaschistische Präsenz.
- Eine klare Haltung gegen Sexismus und Gewalt – egal von wem sie ausgeht.
- Klassenbewusste Flüchtlings- und Migrationspolitik – statt staatlich gelenkter Konkurrenz zwischen den Armen.
Wir lassen uns nicht spalten. Wir stehen ein für eine Gesellschaft ohne Unterdrückung – weder durch Herkunft, noch durch Geschlecht oder Klasse.
Die Antwort auf Gewalt in den Vierteln ist nicht Abschiebung. Es ist Klassenkampf.
Daher in diesem Sinne und nicht vergessen:
Hoch die Faust und mutig vorwärts
dieser Staat muss zertrümmert werden
Euer
Heinrich Schreiber
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