STALIN – Gedanken zum 70. Todestag

Wer Stalin verteidigt oder ihn rechtfertigt wird gebrandmarkt bzw fällt häufig in Ungnade. Zu Unrecht, wie wir Marxsten-Leninisten finden

05. März 1953

Todestag von Josef Wissarionowitsch Stalin
(Tag der Ermordung durch Lavrentij Pavlovič Berija ?)    

In der Schlussszene des Monumentalfilmes »Iwan der Schreckliche« wird das Gesicht des Zaren groß eingeblendet und er spricht die Worte: „Es ist die Aufgabe des Zaren, die Kleinen und Schwachen zu schützen, aber hart und grausam gegen die Reichen und Mächtigen zu sein, wenn er dies jedoch nicht vermag, so ist er kein Zar!“ Den Text dieser Szene hat Stalin verfasst. Er war ein proletarischer Revolutionär, der die Kleinen und Schwachen schützte und hart und grausam gegen die Reichen und Mächtigen vorging.

Die historische Figur Josef Stalin ist mehr als umstritten, am Ende seines Lebens in einem gigantischen Personenkult verehrt, nur drei Jahre nach seinem Tod in einem quasi negativen Personenkult zum Schwerverbrecher verteufelt. Man täusche sich nicht über die Ungeheuerlichkeit der Chruschtschowschen Verdammung: in gewisser Weise bildeten Lenin und Stalin ein „Paar“ der fruchtbaren Weiterentwicklung des Marxismus am Ende des 19. und dann im 20. Jahrhundert, wie Marx und Engels als „Paar“ seine Grundlegung im 19. Jahrhundert vorgaben. Was hätte man etwa gesagt zu der Behauptung, Friedrich Engels sei ein Schwerverbrecher gewesen? Wer hätte sich beim Erscheinen des Manifestes der Kommunistischen Partei 1848 ausmalen können, dass als eine seiner historischen Konsequenzen in Russland, ein Generalsekretär eben dieser Partei, von seinem Nachfolger als Massenmörder geoutet wurde? Wir sehen also die spezifische Komplexität dieser Thematik, bei der es um mehr als den Kult um eine Person geht. Die Weltgeschichte wird von Volksmassen und ganzen Volksklassen gestaltet, sie wird nicht von großen Männern gemacht, weder von Marx, Lenin oder Kim Il Sung…und anderen. In der Analyse der Stalinfrage, die also von weltgeschichtlicher und weltkommunistischer Bedeutung ist, sind subjektive und objektive Seiten als ineinander verwoben zu behandeln.

Nach Lenins Bestimmung können Proletarier nur zu einem trade-unionistischen Bewusstsein über die objektiven Zusammenhänge von Klassengesellschaften gelangen, gleichwohl hatte er auch einen wechselseitigen Lernprozess zwischen Arbeitern und Parteiintellektuellen betont, um in ihm den Handwerkler auf das Niveau des Revolutionärs emporzuheben. 1.) Stalin 2.) kam aber gerade von ganz unten, aus dem Proletariat, Sohn eines Flickschusters, seine Mutter bis zu ihrem 12. Lebensjahr noch Leibeigene, und doch hatte sich Stalin zu einem Marx und Lenin ebenbürtigen sozialistischen Theoretiker emporgearbeitet, obwohl er sich selbst bescheiden immer als Schüler Lenins charakterisierte. Viele kleinbürgerliche Intellektuelle sträuben sich gegen diese Ehrenerhebung Stalins und sprechen ihm ein hohes theoretisches Niveau ab. Nimmt man zum Beispiel eine der ersten theoretischen Schriften Stalins zur Hand, »Anarchismus oder Sozialismus?« aus dem Jahre 1906, so scheint auf den ersten Blick ein krasses Missverstehen der Hegelschen Methode der Dialektik vorzuliegen: „Klar ist aber auch, das die dialektische Methode Hegels, die jede unveränderliche Idee ablehnt, von Anfang bis zu Ende wissenschaftlich und revolutionär ist“. 3.) Bekanntlich distanzierte sich Marx von der idealistischen Mystifikation der Dialektik Hegels schon sehr früh in seiner wissenschaftlichen Entwicklung (1844 in den Ökonomisch Philosophischen Manuskripten) und erklärte im Nachwort zur zweiten Auflage des Kapitals vom 24. Januar 1873, dass seine dialektische Methode „der Grundlage nach von der Hegelschen nicht nur verschieden, sondern ihr direktes Gegenteil“ 4.) ist. Noch brisanter wird die Darlegung Stalins, wenn man bedenkt, dass Engels herablassend die Hegelsche Dialektik als in der vorliegenden Form für absolut unbrauchbar erklärte. 5.) Die Komplexität des Gegensatzes und des Einheitlichen zwischen der Hegelschen idealistischen Dialektik und der Marxschen materialistischen Dialektik, die sich an der real richtigen, idealistisch verkehrten Abbildung der dialektischen Grundgesetze bei Hegel entzündet, weil auch in der Hegelschen Dialektik ein „rationeller Kern“ vorliegt, wird in diesem Artikel von Stalin nicht belichtet. Der Grund hierfür liegt nicht etwa in Stalins intellektueller Unzulänglichkeit, sondern in dem Wunsch der Gewerkschaft der Angestellten, Stalin möge eine allgemeinverständliche Abhandlung über die Schüler Kropotkins schreiben.  Im Gegensatz zu Plechanows Broschüre über die gleiche Thematik (des Verhältnisses von Sozialismus und Anarchismus) aus dem Jahre 1894 (in deutscher Sprache erschienen) thematisiert Stalin richtig die zentrale Bedeutung der Frage des Staates, was Plechanow unterlässt und deshalb von Lenin in dessen Fundamentalwerk „Staat und Revolution“ hart als opportunistisch kritisiert wurde. Während Lenin die meisten seiner Hauptwerke noch vor der Oktoberrevolution schrieb, fiel das Hauptwirken seines Schülers in eine Zeit der Praxis der Diktatur des Proletariats und er konnte sich aus Lenins Schriften wappnen. Es musste damit gerechnet werden, dass sich in einer proletarischen Revolution tatsächlich Elemente aus dem Proletariat emanzipieren, es war ein grundsätzlicher Fehler der bolschewistischen Intellektuellen, sich diesen überlegen zu fühlen. Wladislaw Hedeler ist ein Intellektueller in diesem Fahrwasser, wenn er gegen jede Vernunft behauptet, Stalin habe im Unterschied zu Bucharin kein Interesse an Theorie gehabt. (Vergleiche Wladislaw Hedeler, Nikolai Bucharin und Leo Trotzki als Kritiker der Usurpation des Oktober durch Stalin, Karl Dietz Verlag Berlin, 2008,142)

Der Historiker Nikolaj Suchanow sah in ihm nur einen „grauen Fleck“. Swetlana, Stalins Tochter, hatte richtig bemerkt, dass ihr Vater „die riesige Geduld der Armen“ besitze. Trotzki, den George Bernhard Shaw den Fürsten unter den Journalisten nannte,  gebrauchte einmal die Formulierung: Stalin sei die hervorragendste Mittelmäßigkeit der Partei, was in intellektueller Hinsicht sicherlich pejorativ (abwertend) gemeint, politisch gewendet in der Machtfrage jedoch durchaus Solidität verheißen konnte.  Bereits aus dem kleinbürgerlichen Konzept der Volkssouveränität hätte Trotzki in Rousseaus Gesellschaftsvertrag entnehmen können, dass gerade Charaktere, die zuerst aussprechen, was alle schon gefühlt haben, es sind, die den allgemeinen Volkswillen repräsentieren. 6.) Es sind dies in der Regel die grauen Typen, nicht schillernde Paradiesvögel wie Trotzki. In der Sowjetunion war es eben Stalin, der zuerst aussprach, zwar nicht was die machtmäßig zurückgedrängten Kleinbürger, was aber die Arbeiter und Bauern fühlten. Damit war er politisch unangreifbar und nicht zu stürzen. Der Ankläger Wyschinski stellte die Lage der Konterrevolution in den Moskauer Prozessen so dar, dass ihr Weg zur Macht nur über die Ermordung Stalins führen konnte. Zu der überheblichen und abwegigen Einschätzung Trotzkis kam ja noch hinzu, dass Trotzki sich sein ganzes Leben hindurch, lediglich unterbrochen durch taktische Überlegungen, ständig gegen Lenin profilieren wollte. Ihm ging nicht auf, dass diese politische Position objektiv zu einer Abweichung vom Leninismus führen musste.

Diese Figur Trotzki – von Marx im „Bürgerkrieg in Frankreich“ förmlich gerochen: „In jeder Revolution drängen sich…bloße Schreier (vor), die jahrelang dieselben ständigen Deklamationen gegen die Regierung des Tages wiederholend, sich in den Ruf von Revolutionären des reinsten Wassers eingeschlichen haben… mit der Zeit schüttelt man sie ab…“  7.) Von Kirow stammte nach Lenins Tod der Hinweis, dass nicht Trotzki, sondern nur die gesamte Partei direkter Erbe Lenins sein könne. Auch als um die Jahreswende 1921 die Gewerkschaftsdebatte aufbrandete, warf Lenin Trotzki bereits alleingängerische Starallüren vor. „Offenbar vertritt von 19 Mitgliedern des ZK nur ein einziges die Partei“. 8.) Die Personenkultler wollten darauf ja hinaus.

Lunatscharski bezeichnete Trotzki als „Ein-Mann-Splittergruppe“. (Anatoli Lunatscharski, Profile der Revolution, Frankfurt am Main, 1968,49ff.) In dieser Debatte warf Lenin Trotzki vor, die Partei krank gemacht, und Bucharin, mit dem Kommunismus durch Herabsinken zum Syndikalismus gebrochen zu haben. Auffälligerweise war Bucharin der Einzige, der sich über den Ausweisungsbeschluss des Politbüros gegen Trotzki entrüstete. Auch war es in der Kernfrage der theoretischen Debatten in den zwanziger Jahren, die abgekürzt in der Formel: Sozialismus in einem Lande oder proletarische Weltrevolution wiedergegeben wird, wesentlich leichter, Trotzki der Abweichung zu überführen als Stalin. 9.)

Trotz aller Abweichungen vom Leninismus wäre für einen geschlagenen, sich aber friedfertig verhaltenden Trotzki durchaus Platz im Lande Lenins gewesen. Der Versuch der trotzkistischen Intellektuellen, Stalin zu stürzen, führte sie auch auf illegale Wege. Dabei hätte den Trotzkisten aus der Arbeiterbewegung gegenwärtig sein können, dass schon Dietzgen der Ältere, ein Gerber, der unabhängig von den „bürgerlichen Intellektuellen Marx und Engels“ die materialistische Dialektik entwickelt hatte, ein Beispiel abgibt, dass Arbeiter sehr wohl wissenschaftliche Höhen erreichen können. Jedenfalls kann man Stalin nicht vorwerfen, dass er als Arbeitersohn sich um die Führung einer Arbeiterregierung bemühte.

Ebenso wenig kann man ihm -ärgerlich genug- nachweisen, dass er seine soziale Herkunft verleugnet oder vergessen hat. Zeitzeugen berichten übereinstimmend von einer bescheidenen und materiell anspruchslosen Lebensführung. Den höchsten Orden des Landes, den nur elf Mal verliehenen Siegesorden, legte er so gut wie nie an. Stalin war der schärfste Kritiker seines Kultes. In seinem Antwortschreiben an Oberst Rasin aus dem Jahr 1946 kritisiert er dessen Lobeshymnen auf Stalin, sie verletzten das Ohr. 10.) Bezeichnend ist die Szene, die der Hauer Alexej Stachanow in seiner Autobiografie „Mein Lebensweg“ über eine Begegnung der 71jährigen Weberin Kawanina mit Stalin schildert:  »Das Großmütterchen wandte sich an Stalin, drückte ihm fest die Hand und sagte: „Du liebe Zeit, endlich habe ich unseren großen weisen Führer zu sehen bekommen !“ Sie konnte vor Freude nicht sprechen. Genosse Stalin lächelte, und, indem er der Alten die Hand drückte, sagte er: „Ein ganz gewöhnlicher Mensch.“ Kawanina sprach mit Tränen in den Augen: „Jetzt kann ich sterben.“ Genosse Stalin erwiderte ihr: „Weshalb sollen sie denn sterben?! Sie werden noch arbeiten…“ 11.) Auch muss dem Zeugnis von Valentina WassiljewnaIstomina, die Stalin fast zwei Jahrzehnte lang den Haushalt führte, großes Gewicht beigemessen werden.  Sie hatte kein Verständnis für die „poststalinistischen Wendehälse“, sondern verehrte ihn über seinen Tod hinaus. 12.)

Dass Stalin für die Unterdrückten zum genialen Helden avancierte, von den politischen Repräsentanten, Ideologen und Schreiberlingen der bürgerlichen Klasse aber zu einem weltgeschichtlichen Verbrecher abgestempelt wurde, spiegelt die Dialektik von Revolution und Konterrevolution wider.  Das Verbrechen war die Oktoberrevolution. Häufig wird bei der Einschätzung der historischen Rolle Stalins der Fehler gemacht, dass man ihn außerhalb der Dialektik von Revolution und Konterrevolution hinstellt und beurteilt, vom abstrakt humanistischen Standpunkt, als ob Männer Weltgeschichte machen. Und dann kommen auf sein Konto die Gulaghäftlinge und Gulagtoten, wobei mit den Nullengroßzügig umgegangen wird.

Die Liquidierung der Kulaken ist vom abstrakt humanistischen Standpunkt aus natürlich ein ungeheures Vorhaben, aber dieser Standpunkt blendet eben die historische Dialektik aus. Die Kulaken, in der Regel des Schreibens und Lesens kundig, politisierten ja nicht nur konterrevolutionär, sondern unterhielten bewaffnete Banden, die mit Terror und Mord gegen bolschewistische Führer vorgingen. So wurden allein 1929 auf dem Territorium des UdSSR ca. 130 Kulakenaufstände gezählt. Diese Umstände zwangen die Partei von der Politik der Begrenzung und Verdrängung des Kulakenwesens zur Liquidierung der Ausbeuter als Klasse überzugehen. Jedenfalls kann man Stalin nicht vorwerfen, dass er als Arbeitersohn nicht auf der Seite der Kulaken stand. Die Stalinsche Verfassung von 1936 sah auch bereits wieder das Wahlrecht für ehemalige Kulaken vor, fünf Söhne von Kulaken erhielten im Zweiten Weltkrieg den Stern „Held der Sowjetunion“.

Liest man mit einiger Aufmerksamkeit die über Stalin erschienenen Biografien, so entsteht der Eindruck, als habe Stalin den revolutionären Terror überhaupt erst erfunden. Auch ohne Stalin hätte es ihn gegeben. Aus der Geschichte dürfte bekannt sein, dass sich zum Beispiel in der französischen Revolution der jakobinistische Terror auch gegen gemäßigte Jakobiner selbst richtete, die man Citras oder Indulgents, die Nachsichtigen, nannte.  Es ist ein objektives Gesetz von Revolutionen, daßsie sich permanent gegen hierarchische Ausbildungen aus den Volksmassen heraus richten. Der Liebling der Partei 13.) wurde ebenso wenig geschont wie Generäle der Roten Armee. 14.) Es ist gerade ein Zeichen von politischer Verständnislosigkeit und Eindimensionalität, die vermeintliche Schuld an diesen Prozessen in einem negativen Personenkult Stalin zuzuschieben. 

Plechanow gab uns den Hinweis, dass die großen Persönlichkeiten in der Geschichte nicht die allgemeine Richtung der Geschehnisse ändern können, sie sind ja gerade deren Produkt, sondern nur das individuelle Gepräge der Ereignisse. Und hier mag die in Lenins sogenannten Testament gefallene Bemerkung über die Grobheit des Generalsekretärs hineinspielen, aber nur als sekundärer Faktor. So setzte nach dem Mord an Sergej Kirow am 1. Dezember 1934 in allen Bibliotheken und Buchläden, unter der Regie von Boris Volin, dem Leiter von Glavlit (Hauptverwaltung von Literatur), der 1922 eingerichteten Zentralen Sowjetischen Zensurbehörde, eine allumfassende Säuberung der konterrevolutionären trotzkistisch-sinowjewistischen Literatur sowie aller Bilddokumente (auch auf Flugblättern) ein, nachdem schon ab 1931 Namen von Volksfeinden aus Vorworten und Fußnoten gelöscht wurden. 15.)  Diese Vorgehensweise deutet daraufhin, dass die Genossen um Stalin immer noch einen gewissen Masseneinfluss der Volksfeinde und Rekrutierung neuer Anhänger fürchteten. Zu bedenken ist aber, dass zu Lebzeiten Lenins ein Verbot der Schriften Trotzkis in der UdSSR unterblieb, was Lenin und Stalin gegen Trotzki geschrieben hatten, war präsent und damit auch die korrigierende Widerlegung. Ein Vergleich der Schriften Trotzkis mit der Lenin-Stalinschen Kritik hätte durchaus produktiv für die Entwicklung revolutionären sozialistischen Bewusstseins der Arbeitermassen sein können, das für Lenin die einzige Grundlage ist, die uns den Sieg verbürgen kann. 16.) Lenin scheute sich nicht, seinen Botschaftern zu empfehlen,  die gegen den Bolschewismus gerichtete Schrift von Karl Kautsky: „Die Diktatur des Proletariats“ (Wien 1918, Ignaz Brand, 63 Seiten) für einige Tausend Rubel anzukaufen, um sie dann kostenlos an klassenbewussteArbeiter zu verteilen.  17.)  Lenin scheute sich auch nicht, einen Gedanken von Friedrich Engels aus der „Flüchtlingsliteratur“ aufnehmend, die Lektüre der Atheisten des 18. Jahrhunderts aus der Periode der französischen Aufklärung zu empfehlen, eingedenk der Tatsache, dass alle größeren Werke von Marx und Engels in Übersetzungen vorliegen. „Es gibt nicht den geringsten Grund zu der Befürchtung, daß der alte Atheismus und der alte Materialismus bei uns unergänzt bleiben könnten durch die Korrekturen, die Marx und Engels vorgenommen haben.“ 18.) Man sieht leicht, wie sensibel Lenin in Fragen der Zensur war. Spielt man auf schlechte grobe Charaktereigenschaften des Generalsekretärs Stalin an und bemüht dabei auch noch Lenins Testament und/oder angebliche mündliche Äußerungen („In einem der letzten vollständigen Sätze, die Lenin gegenüber seiner Frau aussprach, hieß es, dass Stalin die elementarste menschliche Aufrichtigkeit abgeht“. 19.), so läuft man leicht Gefahr, in moralisierenden Subjektivismus zu verfallen und die Bedeutung bösartiger Verschlagenheit in der Weltgeschichte nicht die ihr gebührende Beachtung zu schenken.

Schon der altchinesische Kriegsphilosoph Sun Tsi, dem Mao gerne Zitate entlieh, sprach von der göttlichen Verschlagenheit des Generals, Hegel führte sowohl in der Rechtsphilosophie als auch in der Religionsphilosophie aus, dass es etwas weitaus Größeres sei, wenn man sagt, der Mensch sei von Natur aus böse als wenn man sagt, er sei von Natur aus gut. Marx verhöhnte Proudhon im »Elend der Philosophie« als Apostel der Lehre, dass sich in der Geschichte das Gute bzw. ein abstraktes Prinzip der Gerechtigkeit durchsetzt und Engels schließlich sagte ganz unmissverständlich, dass „es grade die schlechten Leidenschaften der Menschen sind, Habgier und Herrschsucht, die zu Hebeln der geschichtlichen Entwicklung werden, wovon zum Beispiel die Geschichte des Feudalismus und der Bourgeoisie ein einziger fortlaufender Beweis ist“. 20.) Der proletarische Revolutionär hat eine gedoppelte Schwierigkeit zu meistern: hart und grausam gegen die Reichen und Mächtigen zu sein und zugleich die Kleinen und Schwachen zu schützen. In beiden und eben nicht nur im letzteren  liegt das spezifisch Humane der proletarischen Revolution. Angeblich soll Stalin zu Dserschinski gesagt haben, dass es nichts Süßeres auf der Welt gäbe, als „das Opfer auswählen, sorgfältig Pläne machen, einen unstillbaren Rachedurst löschen und dann zu Bett gehen…“ 21.) Aber es war nicht Stalin, sondern Bucharin, der Lenin ermorden wollte.

Plechanow spricht in seiner Studie „Über die Rolle der Persönlichkeit in der Geschichte“ von einer gewissen optischen Täuschung, deren Opfer wir werden angesichts der großen historischen Persönlichkeiten und ihrer Bedeutung. Man beachtet nicht den Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Beziehungen und schreibt den Einzelsubjekten die ganze gesellschaftliche Kraft zu, sowohl positiv wie negativ. 22.) Anlässlich seiner Polemik gegen den kleinbürgerlichen Sozialisten Proudhon entwickelte der junge Marx, die Adornoisten mögen mir verzeihen, „Negative Dialektik“ insofern, als er gegen den mit den Kategorien „gut“ und „schlecht“ operierenden Franzosen eindeutig das Schlechte als Movens der geschichtlichen Vorwärtsbewegung bestimmte. „Die schlechte Seite ist es, welche die Bewegung ins Leben ruft, welche die Geschichte macht, dadurch, dass sie den Kampf zeitigt.“ 23.) Man begreift sofort, dass die große Mehrzahl der zur Zeit im Handel und in den Antiquariaten umlaufenden Biografien über Stalin nicht dialektisch verfasst, also moralisierend sind. Eine adialektische Geschichtsbetrachtung muss moralisierend säuerlich werden.

Stalin vereinigt bis heute exemplarisch beide in ihn hineinprojizierten Personenkulte wie kaum eine andere Persönlichkeit in der Geschichte. Im Personenkult wird die Arbeiterbewegung einer sogenannten „großen Persönlichkeit“ untergeordnet. Nach Marx ist es der kleinbürgerliche 24.) „doctrinaire Socialismus…der an die Stelle der gemeinschaftlichen, gesellschaftlichen Produktion die Hirnthätigkeit des einzelnen Pedanten setzt…“ 25.) Immer wieder ist die Arbeiterbewegung an ihrem Verhältnis zu den sogenannten „großen Autoritäten“ zu überprüfen, die der Marxismus im Grund gar nicht anerkennt. Engels sagte einmal, die Revolution ist das autoritärste Ding, das es gibt. Und die proletarische Revolution ist eine wahre Autorität. Die sogenannten „großen Autoritäten“ sind keineswegs nur Erzieher der Arbeiter und Bauern und haben sich selbst auch nie so verstanden, sondern auch und gerade im Marxismus gilt, dass der Erzieher selbst erzogen werden muss. Hätte Lenin Marx nur als „große Autorität“ angebetet, wäre es nicht zur Weiterentwicklung des Marxismus in der Phase des Imperialismus gekommen. An Autoritäten klammern sich schwache Individuen, die keine innere marxistische Substanz haben, im Personenkult kippt Aufklärung um in Religion. Bezeichnete  Malenkow in seiner Trauerrede am 9. März 1953 Stalin noch als den größten Genius der Menschheit, so wurde dieses Bild drei Jahre später in zugegebener revisionistischer Intention gekippt.

Im Personenkult findet etwas Widersinniges statt: Genie und Menschheit werden verwechselt. So versuchte zum Beispiel der deutsche idealistische Philosoph Hegel, die inneren objektiven Entwicklungsgesetze der Geschichte der Menschheit in seinem Denken widerzuspiegeln, als Selbsterfassung Gottes, in religiösen Formulierungen betrachtete er seine Philosophie als die Gedanken Gottes vor der Schöpfung der Welt und eines endlichen Wesens. Für Friedrich Engels hatte Hegel aber lediglich diese Aufgabe gestellt, aber nicht gelöst, nicht lösen können deshalb, weil kein einzelner sie je wird lösen können. Ein Genie kann nicht zur Lösung bringen, „was nur die gesamte Menschheit in ihrer fortschreitenden Entwicklung leisten kann“. 26.)  Im Kommunistischen Manifest meinen denn auch Marx und Engels nicht nur sich selbst, wenn sie ausführen, dass in Zeiten endlich, wo der Klassenkampf sich der Entscheidung nähert, ein Teil der Bourgeoisie zum Proletariat übergeht, „und namentlich ein Teil der Bourgeoisideologen, welche  zum theoretischen Verständnis der ganzen geschichtlichen Bewegung sich hinaufgearbeitet haben“. 27.)

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Hinweise + Fußnoten

1.) Lenin: Was tun? Brennende Fragen unserer Bewegung, Lenin Werke, Band 5, Dietz Verlag Berlin,489

2.) Geboren am 21. Dezember 1879 als Josef Wissarionowitsch Dschugaschwili unterzeichnete er am 12. Januar 1913 einen Zeitungsartikel zum ersten Mal mit: Stalin.

3.) Josef Stalin, Sozialismus oder Anarchismus, Werke, Band 1, Dietz Verlag Berlin 1950,266. Bemerkenswert ist, dass Stalin auf die Plechanowsche Broschüre nicht eingeht. Es ist heute sehr schwierig herauszufinden, ob sie ihm überhaupt vor dem Abfassen seiner Anarchismuskritik bekannt war.

4.) Karl Marx, Das Kapital, Nachwort zur zweiten Auflage, Werke, Band 23, Dietz Verlag Berlin 1978,27

5.) Friedrich Engels, Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie, Werke, Band 21, Dietz Verlag Berlin, 1975,292. Es kann heute auch bei detailliertester Biographik wohl nicht mehr thematisiert werden, ob Stalin beim Abfassen seiner Anarchismusschriftbereits Kenntnis von den zentralen Textpassagen der deutschen Klassiker über ihr Verhältnis zur Hegelschen Methode hatte, eine eventuell angebrachte Korrektur seiner frühen, sehr positiven, ja materialistisch und marxistisch unkritischen Beurteilung der idealistischen Methode ist später ja nie erfolgt. Insofern kann auch von einem Fehler Stalins gesprochen werden, was aber seinen Wert als Klassiker nicht tangiert. Es gibt keine fehlerfreien Klassiker. Übte nicht auch Engels in der Einleitung zu den Klassenkämpfen in Frankreich aus dem Jahr 1895 Selbstkritik? (über die falsche Einschätzung der revolutionären Situation nach der 48er Revolution: ein neuer Ausbruch wurde sehr bald erwartet. Wir haben uns damals alle gründlich geirrt).

6.) Vergleiche: Jean Jacques Rousseau: Der Gesellschaftsvertrag, Reclam, 1977,112

7.) Karl Marx, Der Bürgerkrieg in Frankreich, Marx Engels Ausgewählte Werke Band IV., Dietz Verlag Berlin,1972,85f. Für Wsewolod Meyerholdentstammte Trotzki „einem Geschlecht politischer Abenteurer“. (Siehe: Arkadi Waksberg: Gnadenlos Andrei Wyschinski – der Handlanger Stalins, Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1991,259). Als unhaltbar erwiesen sich auch die Unterstellungen Trotzkis, Stalin habe den von Lenin im Sommer 1918 angelegten Geheimfonds (circa fünfzig Millionen Rubel) für den Fall einer Niederlage der Oktoberrevolution veruntreut. (Siehe: Christian Windecke, Wie Stalin wurde, Vom Priesterseminar zum Kreml, Alfred Scherz Verlag, Printed in Switzerland, 1943,256ff.).

8.) Lenin, Noch einmal über die Gewerkschaften, die gegenwärtige Lage und die Fehler Bucharins und Trotzkis, Lenin Werke, Band 32, Dietz Verlag Berlin, 1961,60

9.) siehe Lenins Schrift: „Über die Losung der Vereinigten Staaten von Europa“ aus dem Jahr 1915, in : Lenin Werke, Band 18, 399. In der Tat findet sich bereits in dieser Schrift die mögliche Perspektive einer singulären proletarischen Revolution, sodann auch noch in der Schrift: „Das Militärprogramm der proletarischen Revolution“ aus dem Jahr 1916, diese Theorie ist bereits während des ersten Weltkrieges entstanden. Dagegen schreibt Werner Scharndorff in seinem Buch „Moskaus permanente Säuberung“, dass Lenin die Grundlage dieser „fälschlich Stalin zugeschriebenen“ Theorie erst wenige Jahre nach 1918 gelegt habe. (Vergleiche Werner Scharndorff, Moskaus permanente Säuberung, olzogverlag, München und Wien, 1964,55).

10.) Antwortschreiben an Oberst Rasin, Stalin Werke, Band 15, Dortmund 1979,42. Der Brief des Oberst Rasin ist datiert vom 30.1. 1946 und wurde kaum drei Wochen später beantwortet und ein Jahr später wurde die Antwort im Parteiorgan „Bolshevik“ veröffentlicht.

11.) Alexej Stachanow: Mein Lebensweg, Verlag Kommunistischer Texte, Münster 1972,65

12.) Siehe in: Nikolai Bucharin: Philosophische Arabesken Dialektische Skizzen, Dietz Verlag Berlin, 2005,431

13.) Aufschlussreich ist zum Beispiel, wie die bürgerliche Konterrevolution im Fall Bucharin verfährt. Es ist unbestritten, dass in Lenins sogenanntem Testament Bucharin als „Liebling der Partei“ bezeichnet wurde, eine hervorragende Kraft, als ein überaus wertvoller und bedeutender Theoretiker der Partei, alles sehr positive Einschätzungen, wenn aber die materialistische Dialektik die Seele des Marxismus ist, so befindet sich im Testament ein Teufelsfuß:  “…er (Bucharin) hat die Dialektik nie studiert und, ich glaube, nie vollständig begriffen.“ (Lenin: Brief an den Parteitag 24.12.1924, Lenin, Werke, Band 36,579) Auf den „Liebling“ spielt Stalin in seiner Rede über die rechte Abweichung in der KPdSU (B) an, wenn er ausführt: „Im Altertum sagte man von dem Philosophen Plato: wir lieben Plato, die Wahrheit aber noch mehr. Dasselbe könnte man auch von Bucharin sagen: Wir lieben Bucharin, aber die Wahrheit, aber die Partei, aber die Komintern lieben wir noch mehr.“ (Stalin Werke Band 12, Über die rechte Abweichung in der KPdSU (B), Seite 21) Es muss der Naivität Bucharins zugeschrieben werden, nicht gemerkt zu haben, welche für ihn gefährliche Brisanz  in den Worten Lenins steckte, er habe die materialistische Dialektik nicht wirklich studiert und nicht wirklich begriffen., steckte. Ohne die materialistische Dialektik begriffen zu haben, gerät man leicht auf Abwege: so erschien Mitte der 30er Jahre in der Emigrantenzeitschrift „The New Leader“ ein “ Brief eines alten Bolschewisten“, in dem der Altbolschewik mit den bisherigen sog. stalinistischen „Schauprozessen“ abrechnete. Herausgegeben wurde diese Zeitschrift von dem Menschewisten Levitas, der stellvertretende Bürgermeister von Wladiwostok war und 1923 vor dem Bolschewismus in die USA floh, der Autor des Briefes war Bucharin. Vor seinem Prozess schrieb der Lehrersohn Bucharin am 12. Dezember 1937 einen Brief an Stalin, in dem er bat „…mich für x Jahre nach Amerika auszuweisen. Die Argumente, die dafür sprechen sind: Ich würde eine Kampagne zu den Prozessen und einen gnadenlosen Kampf gegen Trotzki führen, ich würde bedeutende Schichten der schwankenden Intelligenz für uns gewinnen, ich würde taktisch der Anti-Trotzki sein und würde die Sache mit großem Elan und direkt mit Enthusiasmus betreiben: man könnte einen qualifizierten Tscheckisten mit mir mitschicken und als zusätzliche Garantie meine Frau für ein halbes Jahr hier festhalten, bis ich in der Praxis bewiesen habe, wie es mir gelingt, Trotzki & Co. in die Fresse zu hauen usw…“ Im gleichen Brief: “…ich habe gelernt, Dich mit Vernunft zu schätzen und zu lieben.“ Kann man denn Liebe lernen? (http://www. stalinwerke.de/mp/mp_bucharinbrief.html) Am 30.5.2005 erschien im Dietz Verlag Berlin ein interessantes, 480 Seiten starkes Buch von Nikolai Bucharin: Philosophische Arabesken, interessant insofern, als es die Schriften und Gedichte enthält, die Bucharin in seiner Untersuchungshaft vor seinem Prozess in Moskau geschrieben hat. Die bürgerliche Ideologie hat Gräuelmärchen über Folterungen im Gefängnis Lubjanka erfunden, das Buch selbst gibt Aufschluss darüber, dass die Gefängnisbibliothek erstklassig ausgestattet war. Im Gefängnis verfasste er 1938 auch eine Art Abschiedsbrief, der an die künftige Generation führender Parteifunktionäre gerichtet war, und in dem er seine Unschuld beteuerte. Führende Funktionäre würden ihn später rehabilitieren. Für einen Marxisten fürwahr ein merkwürdiger Aufruf. Bekanntlich wurde Bucharin im Namen des Volkes verurteilt, nur das Volk spricht dann auch eine Rehabilitierung aus. In der Zeitschrift: Marxistische Blätter vom 10.11.2007 hat Dr. h.c. Robert Steigerwald einen Aufsatz über Stalin verfasst, dessen Überschrift ein Satz aus einem Brief Bucharins an Stalin bildet: “Koba (Untergrundname von Stalin), wozu brauchst Du meinen Tod?“ Er kommt in ihm zu dem Schluss, dass die Gräuel des Stalinismus gezeigt hätten, dass Kommunisten das Räte- bzw. Sowjetsystem aufzugeben und stattdessen eine auf Gewaltenteilung basierende Republik anzustreben hätten. Das geht natürlich weiter als die Forderung der KronstadterMatrosen: Sowjets ohne Bolschewiki, der Gedanke der Diktatur des Proletariats soll fallengelassen werden.  Steigerwald geht an die Frage der Dialektik von Demokratie und Diktatur pauschal ran, während Lenin uns gerade lehrte, dass die Diktatur des Proletariats ein Höchstmaß an Diktatur GEGEN die alten Ausbeuter und ein Höchstmaß an Demokratie FÜR die bisher unterdrückten Volksmassen bedeutet. Auch Bucharin war in der Frage des Staates gestrauchelt, genauer in der Frage des Unterschieds zwischen Sozialisten und Anarchisten in ihrer Stellung zum modernen bürgerlichen Staat. Im Jahre 1916 veröffentlichte Bucharin unter dem Pseudonym Nota-bene in der Zeitschrift “Jugend Internationale“ einen Artikel zur sozialistischen und anarchistischen Position zum Staat, in dem ihm große Fehler unterliefen, die Lenin korrigieren musste. Bucharin schrieb zur Frage der Stellung der Sozialisten und Anarchisten zum Staat: “…es ist völlig verkehrt, den Unterschied zwischen den Sozialisten und Anarchisten darin zu suchen, dass die ersteren staatsfreundlich und die letzteren staatsfeindlich sind. Der Unterschied liegt aber darin, dass die revolutionäre Sozialdemokratie die neue gesellschaftliche Produktion als zentralisierte, das heißt technisch-progressive formieren will, während die dezentralisierte anarchistische Produktion nur einen Rückschritt zur alten Technik und Betriebsform bedeuten würde“. (Lenin, „Jugend Internationale, Werke, Band 23, Dietz Verlag Berlin, 1957,165). Lenin kritisierte, dass Bucharin nicht die Frage der Stellungen der beiden politischen Strömungen zum Staat beantwortete, sondern ihrer Stellung zur ökonomischen Grundlage der zukünftigen Gesellschaft. Der Unterschied zwischen Sozialisten und Anarchisten besteht vielmehr darin, dass erstere den modernen bürgerlichen Staat für seinen Sturz und zur Errichtung der Diktatur des Proletariats ausnutzen wollen, in der der proletarische Staat bzw. Halbstaat abstirbt, während die Anarchisten den Staat von heute auf morgen abschaffen wollen. Des Weiteren schrieb Bucharin: „Für die Sozialdemokratie aber, die die Erzieherin der Massen ist oder wenigstens sein soll, ist es jetzt mehr als je notwendig, ihre prinzipielle Gegnerschaftzum Staat zum Ausdruck zu bringen…Der heutige Krieg hat gezeigt, wie tief die Wurzeln der Staatlichkeit in die Seelen der Arbeiterschaft hineingedrungen sind“. (a.a.O.,166). Lenin erhob gegen diese Ausführungen den Einwand, dass Bucharin keine Klarheit in der Frage der prinzipiellen Gegnerschaft zum Staat habe, und der Satz, “in dem von den „Wurzeln der Staatlichkeit“ die Rede ist, ist schon ganz und gar verworren, unmarxistsich und unsozialistisch. Nicht die „Staatlichkeit“ ist mit der Negation der Staatlichkeit zusammengeprallt, sondern die opportunistische Politik (das heißt die opportunistische, reformistische, bürgerliche Einstellung zum Staat) ist mit der revolutionären sozialdemokratischenPolitik zusammengeprallt (das heißt mit der revolutionären sozialdemokratischen  Stellung zum bürgerlichen Staat und zur Ausnützung des Staates gegen die Bourgeoisie zum Sturz der Bourgeoisie). Das sind zwei völlig verschiedene Dinge.“ (a.a.O.). Fehler waren Bucharin auch noch in anderen Fragen unterlaufen, zum Beispiel bei der Motivierung des sozialistischen Kampfes gegen die Losung der „Vaterlandsverteidigung“. (a.a.O.,165). 

14.) Aus einer Geheimrede Himmlers am 4. Oktober 1943 in Posen vor der SS-Generalität: “daß der sowjetische Geheimdienst dahinter gekommen sei, daß wir im Offizierskorps einschließlich der höchsten Generalität einen Umsturz vorbereiteten und dabei waren, unter den Rußlanddeutschen eine fünfte Kolonne aufzubauen. DVD: Das Himmler Projekt, Schallplattenversand des jW-shops. Siehe auch: Günther Lange: Revisionismus und Anti-Stalinismus, in: offensiv, Zeitschrift für Sozialismus und Frieden, Nr. 4, 2007, 34. Ludo Martens weist in seinem Buch: „Stalin anders betrachtet“ auf die Memoiren von Robert Coulondrehin, der von 1936 – 1938 Frankreichs Botschafter in Moskau war: Wie der Terror 1792 die Aristokraten hinwegfegte und das Volk auf den Krieggegen die reaktionären Mächte Europas vorbereitete, so geschah Ähnliches 1936 – 1938 in der Sowjetunion. (Vgl. Ludo Martens: Stalin anders betrachtet, Epo Verlag, 1998, 202). Anders betrachtet Klaus Kellmann die Terrorfrage: „Die Sowjetunion stand am Beginn jener Epoche, die unter der Bezeichnung „Stalinismus“ als einer der schwärzesten Zeitabschnitte in die Geschichte der Menschheit einging.“ (Klaus Kellmann, Stalin Eine Biographie, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Primus Verlag, Darmstadt,2005,89). Man fühlt sich an Lenins Aussage über die jungen Wissenschaftler erinnert, die durch die Widerlegung des Sozialismus Karriere machen, “wie Mummelgreise“. (Vergleiche Lenin, Marxismus und Revisionismus, Werke, Band 15, Dietz Verlag Berlin, 1967,19). Die überwiegende Mehrheit der Stalinbiographien gefällt sich in der Widerlegung eines selbst erschaffenen Stalinismus.

15.) Siehe dazu: Klaus Waschik, Virtual Reality. Sowjetische Bild- und Zensurpolitik als Erinnerungskontrolle in den 1930er-Jahren, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe,7 (2010),H.1, URL: zeithistorische-forschungen.de/16126041-Waschik-1-2010 Textabschnitt 10 und 12.

16.) Vergleiche Lenin, Was tun? Brennende Fragen unserer Bewegung, Lenin Werke, Band 5, Dietz Verlag Berlin, 1955,363

17.) Vergleiche Lenin, Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky, Lenin Werke, Band 28, Dietz Verlag Berlin, 1959,279. Zu fragen ist, ob die radikale literarische Säuberungskur durch die Verschärfung des Klassenkampfes, die ohne Zweifel stattgefunden hat, gerechtfertigt war?

18.) Lenin, Über die Bedeutung des streitbaren Materialismus, Werke,Band 33, Dietz Verlag Berlin, 1962,216

19.) Klaus Kellmann, Stalin Eine Biographie, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Primus Verlag, Darmstadt, 2005,69

20.) Friedrich Engels, Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie, Marx Engels Werke, Band 21, Dietz Verlag Berlin, 1975,287

21.) Klaus Kellmann, Stalin Eine Biographie, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Primus Verlag Darmstadt 2005,68

22.) Die gegen Ende von Stalins Lebzeiten verfassten Abhandlungen über seine Weiterentwicklung des Marxismus- Leninismus müssen kritisch durchleuchtet werden, ob sie nicht unter dem Bann eines Personenkultes geschrieben worden sind. Das Genialische Stalins wird im Grunde aus dem Munde Friedrich Engels dargelegt, wenn man von dem vom englischen Dichter Edward Young geprägten klassischen Geniebegriff ausgeht; „Regeln sind wie Krücken, eine notwendige Hilfe für den Lahmen, aber ein Hindernis für den Gesunden. Ein Homer wirft sie von sich.“ (H.A. und E. Frenzel: Daten deutscher Dichtung, dtv 1969, Bd, II, 202 f.). In seinem Referat vom 1. November 1926: „Über die sozialdemokratische Abweichung in unserer Partei“ führte Stalin aus: „Engels würde sich, wenn er noch lebte, nicht an die alte Formel (alte Formel aus den Grundsätzen des Kommunismus von 1847: es kann kein Sozialismus in einem Land errichtet werden) klammern, sondern er würde im Gegenteil unsere Revolution aus vollem Herzen begrüßen und sagen: „Zum Teufel mit allen alten Formeln, es lebe die siegreiche Revolution in der UdSSR.“ (Stalin Werke Band. 8, Dietz Verlag Berlin, 1952, 271). Auch sagte Stalin ausdrücklich, dass sich zum Beispiel Engels geirrt habe, als er Barcley de Tolly als den einzig fähigen russischen General von 1812 bezeichnete. ( J.Stalin, Antwortschreiben an den Oberst Rasin, Stalin Werke Band 15, Dortmund, 1979,43). Auch in seiner Rede beim Empfang der Mitarbeiter der Hochschulen im Kreml vom 17. Mai 1938 wies er auf Lenins kühne Leistung im Oktober 1917 hin, der mit seinem Revolutionsentwurf gravierend gegen den Strom schwamm und den viele renommierteWissenschaftler für “verrückt“ hielten, Plechanow sprach von einer Fieberphantasie der Aprilthesen. Habt “Fieberphantasien“, schwimmt gegen den Strom, um der neuen Wissenschaft Bahn zu brechen,….so spricht keine hervorragende Mittelmäßigkeit. (Siehe: Lenin Ausgewählte Werke in 2 Bänden, Verlag für fremdsprachige Literatur Moskau 1946, Band I, 53).

23.) Karl Marx, Das Elend der Philosophie, Marx Engels Ausgewählte Werke Band I, Dietz Verlag Berlin, 1971,298f.

24.) Rousseau als Theoretiker der Kleinbourgeoisie schrieb im Gesellschaftsvertrag: „Niedrige Seelen glauben nicht an große Menschen…“ (Jean Jacques Rousseau, Der Gesellschaftsvertrag, Reclam Verlag Stuttgart, 1974,98) Und ein sogenannter großer Mensch ist ja dann auch als Folge der französischen Revolution quer durch Europa gezogen mit Menschen, die er seinem Kult opferte.

25.) Karl Marx, Die Klassenkämpfe in Frankreich, MEGA I/10, Dietz Verlag Berlin 1977, 191

26.) Friedrich Engels. Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie, Marx Engels Werke, Band 21, Dietz Verlag Berlin 1975, 270

27.) Karl Marx, Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, Dietz Verlag Berlin 1984, 29

 

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