KLIMASTREIK AM 15.09.2023

Was ich noch sagen wollte

Ein Kommentar von Heinrich Schreiber – 17. 09. 2023 |

Eine Horrorvision unserer Zukunft verdeutlicht uns, dass die Klimakatastrophe nicht nur uns alle angeht, sondern auch von uns allen verursacht wurde. So will es uns die herrschende Klasse mit ihrer ins Leben gerufenen Bewegung »Friday for Future« einreden. Eine Bewegung, dessen Ikone Greta Thunberg erfunden wurde, um damit Geld zu machen.

Aber fangen wir von Vorne an.

Eine Legion schulpflichtiger Kinder fing an uns darauf hinzuweisen, dass wir alles falsch gemacht haben. Die Bewegung begann, mit Greta Thunberg, die am Montag, dem 20. August 2018 vor dem Parlament in Schweden mit einem Schild auf eine Klimakatastrophe aufmerksam machte.

Am 20. August 2018 begann Greta Thunberg täglich vor dem schwedischen Parlament für das Klima zu demonstrieren. Dach drei Wochen kommt sie immer Freitags hierher

Vom Prinzip eine gute Sache, aber wer oder was hat sie inspiriert zu dieser bahnbrechenden Aktion, die Welt zu verändern? Die Schule zu schwänzen um den Klimawandel aufzuhalten klingt erst einmal amüsant. Dies Thema schien bei Jugendlichen damals nicht unbedingt „Thema Nummer Eins“ zu sein. Aber das Mädchen aus Schweden erhielt Aufmerksamkeit und tauchte  in den Mainstream-Medien auf. Es war auf einmal cool, den Freitag nicht in die Schule zu gehen, sondern bewaffnet mit Pappschilden die:

Einstellung des Klimawandels

zu fordern.

Es ist schon bemerkenswert, welchen kometenhaften Aufstieg eine Greta Thunberg erkämpfte. Eine schwedische Zeitung erkor sie zur „Frau des Jahres 2019“ und weltweit eifern ihr Schülerinnen und Schüler nach. Eine zahlenmäßig beachtliche Bewegung formiert sich um diesen „Fridays for Future“ zu begehen. Herzzerreißend erzählt sie wie es wohl sein wird, wenn sie als 75jährige ihren Kindern und Enkeln erklären soll, warum sie denn damals nichts getan habe um den Klimawandel aufzuhalten. Und warum wir denn nicht aufhören, fossile Brennstoffe zu nutzen, oder warum wir Fleisch essen. 

Diese kleine Weltretterin hat natürlich den Schuldigen auch gleich ausgemacht und ihre Fangemeinde wird nicht müde, den Schuldigen zu benennen. Nämlich alle, die ihr Konsumverhalten nicht ändern, Regierungen die nichts tun (dieser Vorwurf könnte auch von und Kommunisten kommen) letztlich von der gesamten Menschheit.

Niemals erfolgt eine eine Kritik an der Wirtschaft, an den Großkonzernen und Verurteilung einer Profitmaximierung auf Kosten der Umwelt und des Klimas, der Zerstörung des größten CO2-Speichers auf diesem Erdboden – der immerhin 70% der Erdoberfläche ausmacht – nämlich der Ozeane und der Weltmeere, der Abholzung breiter Regenwälder und vieles mehr. 
Kritik? Fehlanzeige!

Wen wundert es dann, dass Regierungen bis hin zu Staatsoberhäuptern die unschuldig wirkende Greta, mit ihren niedlichen Bommelzöpfen unter diesen Voraussetzungen gerne empfangen. Auch eine Bundeskanzlerin Angela Merkel reihte sich selbstverständlich als beifallsklatschende Befürworterin ein. Und Papst Franziskus durfte auch – natürlich öffentlichkeitswirksam – nicht fehlen.

 

Papst Franziskus dankte Greta Thunberg für ihr Engagement zur Verteidigung der Umwelt und ermutigte sie, weiterzumachen und Greta wiederum, die um das Treffen gebeten hatte, dankte dem „Heiligen Vater“ für sein großes Engagement für die Verteidigung der Schöpfung

Das Ergebnis vom Freitag dem 15.September ist schon bemerkenswert. 15.000 Menschen haben laut Polizei in Hamburg beim Klimastreik von „Fridays for Future“ (FFF) teilgenommen, 3.000 Teilnehmer mehr, als am 03. März dieses Jahres. Es waren auch „ältere Semester“ anwesend, die sich nicht mehr im Schüleralter befinden. Am Jungfernstieg bekamen die Demonstrierenden prominente Unterstützung von Herbert Grönemeyer und Silbermond. Auch in vielen anderen norddeutschen Städten gab es Proteste.

Ich frage mich immer wieder, ist diese Bewegung nun etwas, was wir Marxisten-Leninisten unterstützen sollten? Natürlich sind wir für den Umwelt- und Klimaschutz, keine Frage. Aber was ist der wirkliche Hintergrund dieser Bewegung? Bei den revisionistischen und  den linken bürgerlichen Parteien machen wir ja auch einen Unterschied, zwischen den Führern  und den Sympathisanten. 

 

Um es aber gleich vorweg zu erklären

ICH KRITISIERE NICHT:

Das es an Authentizität fehle, wenn man glaubhaft eine Sache vertreten will und erwartet, ernst genommen zu werden. Auch erfolgte keine bzw. wurde nicht beachtet z.B.:

  • Anmeldung einer ordentlichen Demonstration zu schul- und arbeitsfreien Zeiten
  • Anreise zur Demonstration in Gruppen, Fahrgemeinschaften, mit Fahrrad, Bahn, Bus (ÖNV)
  • Umweltfreundliches Verhalten während einer Demonstration (z.B. keine Fastfoodverpackungen umherwerfen)
  • Angemessenes Diskussions- verhalten in den sozialen Medien, ohne Andersdenkende zu bashen und zu beleidigen
  • Grundsätzlich ein umwelt- freundliches Konsumverhalten, z.B.:
    • Verzicht auf Flugreisen
    • Verzicht auf SUV-Kfz
    • Verzicht auf hochwertige Mobilfunkgeräte
    • Reduzierung von Fleisch- und Milchkonsum
    • Kauf von Bio- und Fairtradeprodukte

Ich kritisiere auch nicht, dass Greta Thunberg ja noch so jung sei (geb, 3. Januar 2003) und ihr daher jegliche Erfahrung fehle. Nein, Alter ist nun einmal kein Verdienst. Mit Bemerkungen, sie sei eine „öko-religiöse Pute“ oder „Superstar des Öko-Zeitgeistes“ oder eben eine „selbstlose Prophetin“ und „Wunderwaffe der Grünen“ wie Befürworter und Kritiker sie titulieren, scheint mir mehr als nur unmarxistisch zu sein. Und schlussendlich spielt es für mich keine Rolle, dass Greta Thunberg an einem Asperger-Autismus leidet. Es ist schon peinlich, dass ich dies überhaupt erwähnen muss, aber es muss mal gesagt werden.

Greta ist, wie allgemein bekannt, die Tochter von Svante Thunberg und Malena Ernman, beide Elternteile sind im Showgeschäft tätig. Malena Ernman arbeitet als Opernsängerin und vertrat Schweden 2009 beim ESC. Svante Thunberg (Sohn des schwedischen Regisseurs Olof Thunberg) arbeitet als Schauspieler, Produzent und Autor, er managed seine Ehefrau, schreibt Drehbücher und ist Regisseur. Er ist Vorsitzender der Ernmann Produktion AB (Aktiengesellschaft) und der Northern Grace AB (Aktiengesellschaft). Die Familie Thunberg ist in Schweden nicht unbekannt, zu dieser Dynastie gehören zum Beispiel die, für die schwedischen Grünen im Reichstag sitzende ehemalige Politikerin Anna Horn von Rantzien, ihres Zeichens Enkelin des berühmten Nobelpreisträgers Svante August Arrhenius (1859-1927), der im Jahr 1908 erstmals eine zu erwartende globale Erwärmung voraussagte. Er war als Direktor der Alfred-Nobel-Stiftung tätig. Greta Thunberg ist also von einem dichten Netzwerk von Politikern, Schauspielern, Managern und Investoren umgeben.

Aber Greta erhielt schon frühzeitig Kontakt zu Ingmar Rentzhog, seines Zeichens Gründer und CEO der Aktiengesellschaft We Don’t Have Time AB, ein Unternehmen, das im Bereich CO2-Zertifikatshandel unterwegs ist. Daraus ging die Stiftung We Don’t Have Time (Org) hervor, die in enger thematischer Beziehung zu Al Gore’s Climate Network steht. Rentzhog wurde als einer von 12.000 Führungskräften aus 135 Ländern in Denver, Colorado, ausgebildet. Jedenfalls wurde aus diesem Kontakt ein enges Zusammenwirken mit weltweitem Erfolg. Ingmar Rentzhog nimmt für sich in Anspruch, Greta Thunberg für die internationale Klimaschutzbewegung entdeckt“ zu haben. 

Ab sofort tritt sie professionell auf und weiß um ihre Stellung als Ikone einer jungen, an Veränderung interessierten Generation.

 

Aber kommen wir zur Aktiengesellschaft We Don’t Have Time AB

Das Unternehmen wurde von einem der erfolgreichsten PR-Manager und Börsenspezialisten Schwedens, Ingmar Rentzhog, 2017 gegründet. Sein selbstbewusstes Ziel: Das „weltweit größte soziale Netzwerk für Klimaaktion“ zu schaffen und damit möglichst viel Geld zu verdienen.

Interessant ist die Liste der Mitglieder im Board of Directors, also die Entscheidungsträger (wahrscheinlich identisch mit Shareholders):

  • Ingmar Rentzhog – Gründer und CEO von We Don’t Have Time und der Firma Laika Consulting (Unternehmensberatung und PR im Finanzsektor)
  • David Olsson – Chairman des schwedischen Think Tanks Global Utmaning
  • Stella Diesen – Nachhaltigkeitsbeauftragte bei Microsoft Finnland
  • Anette Nordvall – Investorin und Venture Capital Geberin
  • Christian Emmertz – Business Director bei Hewlett Packard in Schweden
  • Gustav Stenbeck – CEO von Mestro-Energieberatung und CEO der Investmentfirma Gain Sustain

 

Auf diverse Kritik reagierte Greta Thunberg in einer Erklärung am 02. Februar 2019 in ihrem Facebook-Account und erklärte u.A.:

Dann kamen Journalisten und Zeitungen. Ein schwedischer Unternehmer und Geschäftsmann, der in der Klimabewegung aktiv ist, Ingmar Rentzhog, gehörte zu den ersten, die angekommen sind. Er hat mit mir gesprochen und Fotos gemacht, die er auf Facebook gepostet hat. Das war das erste Mal, dass ich ihn getroffen oder mit ihm gesprochen habe. Ich hatte noch nie mit ihm kommuniziert oder begegnet.

 

Rentzhog und Stenbeck gehören definitiv zu Al Gore’s Klimanetzwerk, einer riesigen PR- und Geldmaschine in den USA. Insgesamt eine illustre Vorstandsliste – das wäre ungefähr dasselbe, als wenn die Vorstandsvorsitzenden der RWE, Shell, MAN und Exxon eine Beratungsfirma zum Erhalt des Hambacher Forstes leiten würden.

Zu Ex-US-Vizepräsident Al Gore ist noch zu bemerken, dass er nach dem Vorbild von Bob Geldofs „Live Aid“ das „Live Earth“-Konzert ins Leben rief und verkündete „Damit wir die Klimakrise lösen können, müssen wir Milliarden Menschen erreichen“ Al Gore sagte aber auch: „da kommt das größte und lukrativste Geschäft aller Zeiten auf uns zu!“

Al Gore in Deutschland. Klimaschutz und Nachhaltigkeit ist interessant, weil damit unvorstellbar viel Geld zu verdienen ist. Aber sehr oft ist es nur ein Etikettenschwindel

 

Es ist nicht Aufgabe von Kommunisten, die Aktivitäten von Greta Thunberg bzw »Friday for Future« die letztlich in Verbindung mit einem hervorragendem Marketing von Ingmar Rentzhog, sowie We Don’t Have Time AB (der Aktiengesellschaft aber auch der Stiftung) stehen zu beklatschen, wie große Teile der sog Lifestyle-Linken, der Grünen und auch einigen Rechtsopportunisten in der ML-Szene es tun. Auch müssen wir beachten, dass die FFF-Bewegung keinerlei Kritik am Kapitalismus formuliert. Die ständige Wiederholung, alles zu veranlassen um die Klimaziele zu  erreichen ist nichts Anderes, als das Vertrauen in den bürgerlichen Staat zu bekunden. 

Aber: Die Aufgabe von uns Kommunisten ist es aber auch nicht, diesen Demonstrationen fernzubleiben, weil sie von den bürgerlichen Parteien und/oder bürgerlichen Klimaaktivisten, die eindeutig von der herrschenden Klasse als Ventil benutzt werden um Protest auf eine kleinbürgerliche Spielwiese umzuleiten. Es ist wichtig, an diesen Massenbewegungen teilzunehmen, unabhängig wie groß sie sind und sie in politische Demonstrationen, politischen Auseinandersetzungen mit der Bourgeoisie und ihren Lakaien zu verwandeln. Die Agitation ist bei dieser Bewegung fruchtbarer als bei anderen Reaktionären und Antikommunisten.

Im Artikel vom 11. September 23 schrieb ich – und genau das ist auch bei der Bewegung FFF zu berücksichtigen:

Stillstand, Apathie und fruchtlose Diskussionen sind tödlich für eine marxistisch-leninistische Bewegung ….. Wenn sich eine marxistisch-leninistische Bewegung nicht ständig in Aktion und in Bewegung befindet, Agitation und Propaganda betreibt, wenn sie nicht an den verschiedenen Kundgebungen der Arbeiterklasse und der übrigen werktätigen Bevölkerungsschichten teilnimmt, weil diese vielleicht unter dem Einfluss der reformistischen Parteien und Gruppen stehen, dann wird sie nicht imstande sein, die Richtung, welche die reformistischen Parteien den Massenbewegungen geben, zu ändern.

Eine marxistisch-leninistische Partei/Bewegung kann ihre richtige Linie nicht alleine mit Hilfe ihrer Presse unter die arbeitende Bevölkerung tragen auch, wenn sie ein wichtiges Standbein der politischen Arbeit ist. Es sind die Kommunisten, als zuverlässige Kollegen, Gewerkschafter, Nachbarn und Mitbewohner einer Stadtteils, Dorfes oder Wohnblocks selbst, ihre Sympathisanten und die Mitglieder der Massenorganisationen (wenn vorhanden), die diese Linie im Verlauf der Handlungen und Aktionen der Arbeiterklasse und der übrigen Werktätigen, in die Bewegung tragen.

Daher in diesem Sinne und nicht vergessen:.

Hoch die Faust und mutig vorwärts
Dieser Staat muss zertrümmert werden

Euer 
Heinrich Schreiber

Über Heinrich Schreiber 166 Artikel
Als inzwischen „Best Ager", ist die berufliche Vita schon etwas umfangreicher. Gelernter Photokaufmann, tätig als Werkzeug- und Kopierschleifer im Einzelakkord, aber auch viele Jahre als selbständig tätiger  Wirtschaftsberater waren Heinrich's beruflichen Herausforderungen. Bereits im Alter von 13 Jahren ist Heinrich mit Polizeigewalt bei einer Demonstration in der Kieler Innenstadt in Berührung gekommen. Hintergrund war der Schahbesuch 1967 in Berlin und die Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg durch die Berliner Polizei. Das hat ihn sehr früh politisiert und seine zukünftigen Aktivitäten als Jugendvertreter und in der Gewerkschaftsjugend, in der Roten Garde Kiel/ML und später KPD/ML waren daraufhin logische Konsequenz. Heinrich ist Vater von vier erwachsenen Kindern und begleitet das politische Geschehen mit Berichten und Kommentaren aus marxistisch-leninistischer Sicht.

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