Es wäre die hohe Zeit, das idealistisch-bürgerliche Geschichts- und Deutungsbild im Denken zu verabschieden.
Gastbeitrag und Kommentar
von Reinhold Schramm
09. April 2023 |
Rudolf Brandner sagt: „Es ist wohl eine kaum zu überbietende Absurdität, dass die NATO, einst gegründet als territorial verankertes Verteidigungsbündnis gegen den Krieg, nun selbst zum Kriegsgrund wurde“.
Vgl.*
Frage: Befanden sich die politischen Wissenschaften der DDR vor fünfzig Jahren mit ihrer Einschätzung der Funktion und Wirkung der NATO im Irrtum? – bzw. sprichwörtlich auf dem pseudo-marxistischen, ideologischen Holzweg?
►»Der Nordatlantikpakt (North Atlantic Treaty Organization) ist das Kernstück des imperialistischen Kriegssystems; sie ist ein in sich geschlossener Mechanismus und erstreckt sich unter zentraler Leitung der USA fast über die ganze kapitalistische Welt. Seit der Existenz dieser vorrangig militärischen Koalition der wichtigsten imperialistischen Mächte unter der Vorherrschaft der USA ist der Friede in Europa permanent bedroht. Durch die NATO wurde Westeuropa zu einem Atomwaffenarsenal, das mehr als 7000 Kernsprengköpfe umfasst. Mithilfe der NATO gelang es den USA, das westeuropäische ökonomische, wissenschaftliche und militärische Potenzial ihrer Globalstrategie unterzuordnen. Dabei erwies sich die Bundesrepublik Deutschland stets als zuverlässiger und den US-amerikanischen Interessen dienender Partner. Die Streitkräfte der BRD, die Bundeswehr, wurden in Europa zur stärksten Militärmacht in der NATO. Bundeswehrgenerale besetzten entscheidende Kommandopositionen in der NATO und beeinflussen die militärische Strategie und Organisation des Paktes. Die seit der Bildung des Paktes mehrfach in den Bezeichnungen veränderten Strategien (z. B. Vorwärtsstrategie) waren stets darauf gerichtet, mit militärischer Gewalt den Kampf gegen den (historischen) Sozialismus und um den Bestand des Imperialismus führen zu können. {…}
Die USA und die BRD sind nach wie vor tonangebend, ihr Einfluss wächst ständig. Nach wie vor wird die Militärorganisation des Paktes, ihre stärkere Verzahnung mit dem Ziel höherer Aggressionsfähigkeit ausgebaut. Manöver und Stabsübungen erproben regelmäßig die Kriegsvarianten der obersten militärischenFührung.«▼
Ein Auszug, vgl. »Kleines Politisches Wörterbuch«, Dietz Verlag, Berlin 1973.
Die Herausgabe und Redaktion lag in den Händen eines Kollektives von Mitarbeitern des Dietz Verlages:
Waltraud Böhme, Marlene Dehlsen, Andrèe Fischer, Dr. Herbert Jansen, Gerhard König, Margor Lange,Renate Polit, Gertrud Schütz.
Die einzelnen Sachgebiete wurden betreut:
Außenpolitik: Insitut für Internationale Beziehungen, Potsdam-Babelsberg; Geschichte: Prof. Dr. Hans Müller; Kulturpolitik: Gerd Rossow; Militärpolitik: Oberst Dr. Werner Hübner; marxistisch-leninistische politische Ökonomie: Dr. Willi Ehlert, Prof. Dr. Karl-Heinz Stiemerling; marxistisch-leninistische Philosophie: Prof. Dr. Manfred Buhr, Dr. Rolf Kirchhoff, Prof. Dr. Alfred Kosing; marxistisch-leninistische Staats- und Rechtswissenschaft: Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft der DDR.
PS: An der Ausarbeitung der Stichwörter waren als Autoren bzw. Gutachter weitere zweihundert wissenschaftliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beteiligt.
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