Gründung Gegensatz Gütergemeinschaft 

Nicht einmal die Einheiten, die zur Niederschlagung des Aufstandes nach Petrograd entsandt worden waren, mochten sich für Nikolaj II. noch verwenden. Die Reformisten allerdings suchten immer noch nach Kompromissen I Archivphoto

Im Gegensatz zu Reformisten geht es Revolutionären um die Gründung einer neuen Gesellschaft. Immer, wenn sich eine alte Gesellschaft unter Krämpfen gegen das Heraufkommen einer neuen wendet, treten Zwischenelemente auf, die zwischen beiden lavieren und die alte im Grunde nur modifizieren wollen.

Heinz Ahlreip – Autor I Redaktionsbeirat

Einer der theoretischen Vorbereiter der französischen Revolution, Rousseau, hatte die perverse Verdorbenheit der feudalen Gesellschaft erkannt, schriftlich festgehalten, bitter am eigenen Leib gespürt und sich für die Gründung einer neuen ausgesprochen. Nur die konsequenten linken Jakobiner waren bereit, die alte, feudale Gesellschaft bis auf die Grundmauern niederzukämpfen, während die gemäßigten Girondisten einen Kompromiss zwischen beiden Welten suchten. Es ist leicht, heute diese Spaltung unter den Anhängern gesellschaftlichen Fortschritts in der zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten wiederzuentdecken.

Die Sozialdemokraten geben sich als progressiv aus und bekämpfen sofort jede soziale Regung der Volksmassen gegen die kapitalistische Ausbeutergesellschaft. Deshalb ist es auch völlig falsch, im Befreiungskampf des Proletariats ein Bündnis mit linken Sozialdemokraten zu suchen. 

Die russische Oktoberrevolution hat gezeigt, dass sie schnell zu Verrätern werden und eine Zusammenarbeit mit den bolschewistischen Revolutionären aufkündigen. Wenn Lenin in seiner kurz vor der Oktoberrevolution verfassten Schrift ‘Marxismus und Aufstand‘ über seine Partei der Bolschewiki schreibt: Wir sind eine Partei, die ihren Weg genau kennt, so u.a. auch deshalb, weil NUR seine Partei konsequent für die Gründung einer neuen Gesellschaft eintrat. Wir sind eine Partei, die ihren Weg genau kennt, trotz aller Schwankungen um sie herum, so geht sein Satz weiter.

Alle, die heute nicht für die endgültige Vernichtung des Kapitalismus bis auf seine Grundmauern in den politischen Boxring steigen, die etwas von ihm beibehalten wollen, beginnen, bedingt durch die objektive, sich unbarmherzig durchsetzende Klassenkampfdynamik zu schwanken und fügen damit den Volksmassen großen Schaden zu.

Bei der Liquidierung des Ultra-Perversen verhalten sich nur charakterlich minderwertige Politschranzen schwankend, weil sie selbst von diesem angefressen sind. Für Marxisten-Leninisten ist der Weg zur Revolution als gewaltsamer vorgezeichnet, es ist dies aber keineswegs ein gerader, im Gegenteil, wie Lenin im ‘Linken Radikalismus‘ unter Berufung auf Tschernyschewski ausführt:

In der Politik geht es nicht so gerade zu wie auf dem Alexander-Newski-Prospekt. Der Weg zur Revolution ist äußerst widersprüchlich, kann zickzackmäßig sein und ist es in der Regel auch.

Kennen die Marxisten-Leninisten auch trotz aller Schwankungen um sie herum genau ihren Weg zur Revolution, so können sie natürlich nicht genau den Weg der Ausgestaltung des Sozialismus nach der Revolution kennen. Marx gibt zu Recht in der ‘Kritik des Gothaer Programms‘ nur Skizzen vor im Gegensatz zu den Utopisten, die fertige Baupläne des Kommunismus in der Schublade liegen haben. 

Neben der Verfolgung der Gründung einer neuen Gesellschaft müssen die Marxisten-Leninisten auch besonders auf ein klares Bewusstsein über die Klassengegensätze der bürgerlichen Gesellschaft hinwirken.

Bürgerliche Kapitalistenknechte unter den Intellektuellen versuchen der Arbeiterklasse einzuschwatzen, dass wir alle in einem Boot sitzen: Bettler wie Großaktionär, Männlein und Weiblein.

Bei letzterem Verhältnis haben es die heuchlerischen Sozialdemokraten zu einem Entgeltgleichheitsgebot gebracht, das aber von den Kapitalisten ständig umgangen wird. Denn aus einem Gebot folgt keine strafrechtliche Sanktion wie aus einem Gesetz. Der Staat der BRD ist eben ein nationales Kriegswerkzeug des Kapitals gegen die Arbeit. 

Jahrzehntelang haben die Kapitalisten durch Diebstahl an der Frauenarbeit das Grundgesetz der Gleichstellung von Mann und Frau gebrochen und bis heute durch keine Mark Strafe und durch keinen Euro Strafe kompensiert. Es gehört zur historischen Mission der deutschen Arbeiterklasse diesen großen Komplex der gigantischen Menschenrechtsverletzung ab 1949, der mit Unterstützung der SPD vorgenommen worden ist, nach der Revolution juristisch aufzuarbeiten, wobei das ganze deutsche Volk Zeuge sein wird. Alle Unterlagen über den Lohnraub liegen vor, es ist alles amtlich aufgezeichnet und die Täter sind namentlich bekannt. Wir dürfen es nicht bei finanzieller Kompensation belassen, den großen kapitalistischen Schmarotzertieren ist Arbeitslager angesagt. Denn nach der Revolution gilt der gleiche Arbeitszwang für alle, eine Forderung aus dem Manifest.  Aber die Richter müssen aus der Arbeiter- und Bauernklasse kommen, nicht aus den sich stets auf Geldjagd befindlichen schmierigen bürgerlichen Juristen. Alle sitzen in einem Boot – das ist dreiste Märchenstunde, eine ganz offensichtlich falsche Widerspiegelung der Klassenkampfdialektik, eine Lüge.

Die Bourgeoisie braucht das Proletariat, das Proletariat braucht nicht die Bourgeoisie, also Rauskippen dieses perversen Drecks aus dem Boot, das nach diesem Akt der Lasterleichterung an welthistorische Fortschrittsfahrt aufnehmen wird. Um mit einem Schiff schneller voranzukommen, muss man manchmal Ballast über Bord werfen.

Gleicher Arbeitszwang für alle, so einfach kann Kommunismus sein und doch ist er nach Brecht das Einfache, das so schwierig zu gestalten ist. 

Gründung einer neuen Gesellschaft als Orientierungsstern, Herausarbeitung des Gegensatzes*, ein drittes G* ist hinzuzufügen: Gütergemeinschaft. Ein Traditionsbegriff der sozial-egalitären, anfangs rein ruralen (bäuerlichen) Bewegung, der sich entwickelte über die Vergesellschaftung des Privateigentums, nur so verkürzt steht es zunächst im Manifest, präzisiert haben es Marx und Engels erst später als Frucht der technisch-industriellen Revolution zu: Vergesellschaftung des Privateigentums an den Produktionsmitteln.

 

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Über Heinz Ahlreip 115 Artikel
Heinz Ahlreip, geb. am 28. Februar 1952 in Hildesheim. Von 1975 bis 1983 Studium in den Fächern Philosophie und Politik an der Leibniz Universität Hannover, Magisterabschluss mit der Arbeit »Die Dialektik der absoluten Freiheit in Hegels Phänomenologie des Geistes«. Forschungschwerpunkte: Französische Aufklärung, Jakobinismus, Französische Revolution, die politische Philosophie Kants und Hegels, Befreiungskriege gegen Napoleon, Marxismus-Leninismus, Oktoberrevolution, die Kontroverse Stalin – Trotzki über den Aufbau des Sozialismus in der UdSSR, die Epoche Stalins, insbesondere Stachanowbewegung und Moskauer Prozesse.

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