Die Frauenfrage ist eine soziale Frage

Die Frauenfrage ist keine Geschlechter-Frage, denn nur das Sein bestimmt das Bewusstsein | Photo: Videoscan YouTube

Die Theorie von Marx ist nach seiner eigenen Angabe eine Theorie der Arbeitsorganisation durch die Produktionsmittel. Erst die Entwicklung der großen Industrie hatte zur Folge, dass die Arbeit der Männer, durch die der Frauen verdrängt wurde.

 

Von Heinz Ahlreip – 30. Oktober 2024, 10:09 Uhr | Diese Fabrikarbeit der Frauen wird von Lenin durchaus positiv gedeutet.

„Wir erklären, die Trusts und die Fabrikarbeit der Frauen sind progressiv. Wir wollen nicht zurück, zum Handwerk, zum vormonopolistischen Kapitalismus, zur Hausarbeit der Frauen. Vorwärts über die Trusts usw. hinaus und durch sie zum Sozialismus. Das gleiche gilt, mutatis mutandis, von der heutigen Militarisierung des Volkes. Heute militarisiert die imperialistische – und andere – Bourgeoisie nicht nur das ganze Volk, sondern auch die Jugend. Morgen wird sie meinetwegen die Frauen militarisieren. Wir antworten darauf: Desto besser! Nur immer schneller voran – je schneller, desto näher ist der bewaffnete Aufstand gegen den Kapitalismus“.
(Lenin, Das Militärprogramm der proletarischen Revolution, Werke, Band 23, Dietz Verlag Berlin, 1960,77).

Im Gegensatz zu kleinbürgerlichen und bürgerlichen Feministinnen haben wir, der Linie der Klassiker folgend, durchzusetzen, dass die Frauenfrage keine Geschlechter- sondern eine soziale Frage ist.  Das Entscheidende in der Frauenfrage ist, dass sich die politisch bewusstesten Frauen der Arbeiterklasse und die fortschrittlichsten armen Bäuerinnen, die die Klassendialektik am tiefsten begriffen, die den progressiven Charakter der Fabrikarbeit und der kollektiven Arbeit in der Landwirtschaft erfasst haben, in einer militanten Klassenkampfpartei auf marxistisch-leninistischer Grundlage vereinigen.

Die Kommunistinnen sind Menschen von besonderem Schlag, sie sind aus besonderem Material geformt.  Nicht jeder Frau ist es gegeben, Mitglied dieser Partei zu sein. Nicht jeder ist es gegeben, die Unbilden und Stürme zu bestehen, die mit der Mitgliedschaft in dieser Partei verbunden sind. Die Töchter der Arbeiterklasse, die Töchter der Not und des Kampfes, die Töchter unsagbarer Entbehrungen und heroischer Anstrengungen – sie vor allem sollen Mitglieder dieser Partei sein.
(Vergleiche Stalin, Zum Tode Lenins, Rede auf dem II. Sowjetkongress der UdSSR vom 26. Januar 1924, Verlag für fremdsprachige Literatur, Moskau 1946,17).

Nur die Töchter der Not und der Entbehrung können die andere Hälfte des Kerns der proletarischen Partei bilden. Frauen, die sich zu einer Religion bekennen, können selbstverständlich kein Mitglied dieser Partei sein. Das macht auch einen der Unterschiede zu den noch im mittelalterlichen Unrat steckenden Feministinnen aus. Diese militant ausgerichteten Frauen, die aus ihrer sozialen Notlage heraus an der Vorbereitung des bewaffneten Aufstandes arbeiten, müssen sich bis zu einem gewissen Grad mit den werktätigen Massen, aber auch mit den nichtwerktätigen verschmelzen. Dann ist die Partei unbesiegbar. 

Die historischen Wurzeln der proletarischen Frauenbewegung können natürlich nicht in der halben bürgerlichen Revolution von 1789 liegen, die noch nicht einmal das Wahlrecht für Frauen durchgesetzt hatte, sondern in der Pariser Commune, die uns die erste aufschlussreiche, in eine lichte Zukunft weisende Frauenkampfliteratur gebar.

„Es war ein bürgerlicher Beobachter der Kommune, der im Mai 1871 in einer englischen Zeitung schrieb: „Wenn die französische Nation nur aus Frauen bestünde, was wäre das für eine schreckliche Nation.“ Die Frauen und die Jugend vom 13. Jahr an kämpften während der Kommune neben den Männern, und es wird nicht anders sein in kommenden Kämpfen um die Niederwerfung der Bourgeoisie“.
(a.a.O.).

Das erste Dekret der Pariser Commune beinhaltete die Ersetzung des stehenden Heeres durch die allgemeine Volksbewaffnung, deshalb muss neben der Schulung in Sachen Marxismus-Leninismus die militärische Ausbildung der Parteikämpferinnen im Vordergrund stehen. Das Gewehr mit aufgepflanztem Bajonett gehört nicht in die feinen, weißen, glatten Hände mit rotlackierten Fingernägeln, ein falsches Rot, sondern in die derb-rauen-hornhäutigen Hände der Arbeiterinnen und armen Bäuerinnen, auf deren Handrücken die Adern bläulich hervorquellen.  

Was hat die Bundeswehr den Frauen der Völker nicht alles vorgelogen in Sachen Frauenemanzipation, Modernität und gesellschaftlichen Fortschritt zum Beispiel in Afghanistan. Der Einsatz deckte auf, dass eine imperialistische, volksfeindliche, auf die armen Klassen nur zu ihrer Unterdrückung ausgerichtete Armee keinen Beitrag zur Völkeremanzipation und gesellschaftlichen Fortschritt erbringen kann. Die große Mehrzahl der afghanischen Frauen, die Töchter der Not und der Entbehrung, die mit vom Teppichknüpfen (Kelims) herrührenden bläulichen   Adern auf dem Handrücken wurde mit einer eiskalten völkerverachtenden Inhumanität den mittelalterlichen physischen und psychischen Taliban-Folterknechten überlassen. Auslandseinsätze imperialistischer Armeen dienen nicht dem Völkerfortschritt, sondern der Unterdrückung der Völker. 

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Dieses OnlineMagazin Der Revolutionär stellt kommunistische Weltanschauung zur Diskussion. Leider ist die bestehende Sichtweise über den Weg zum Sozialismus vielfach verfälscht, gelegentlich auch revisionistisch unterwandert und hat mit einer kommunistischen Ideologie wenig, gelegentlich auch gar nichts mehr zu tun. Viele Autoren, auch die Redaktion, befinden sich heute, durch unsere Altersstufe bedingt, im Ruhestand. Wir alle möchten aber unsere Erfahrungen als frühere „Parteikader“ weitergeben. Diese haben wir in der marxistisch-leninistischen Parteiarbeit und politischen Auseinandersetzung der 1970er und 80er Jahre gesammelt. Meinungsartikel und Gastbeiträge – auch wenn sie gelegentlich von der Meinung der Redaktion abweichen –  sorgen für ein breites Meinungs- und Informationsspektrum.

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Über Heinz Ahlreip 110 Artikel
Heinz Ahlreip, geb. am 28. Februar 1952 in Hildesheim. Von 1975 bis 1983 Studium in den Fächern Philosophie und Politik an der Leibniz Universität Hannover, Magisterabschluss mit der Arbeit »Die Dialektik der absoluten Freiheit in Hegels Phänomenologie des Geistes«. Forschungschwerpunkte: Französische Aufklärung, Jakobinismus, Französische Revolution, die politische Philosophie Kants und Hegels, Befreiungskriege gegen Napoleon, Marxismus-Leninismus, Oktoberrevolution, die Kontroverse Stalin – Trotzki über den Aufbau des Sozialismus in der UdSSR, die Epoche Stalins, insbesondere Stachanowbewegung und Moskauer Prozesse.