
„Alles fließt” – es sind diese zwei Wörter, die unser Weltbild urmotivisch prägen. Sie stammen von dem antiken Philosophen Heraklit, von dem auch diese bemerkenswerten Worte über den Krieg ausgegangen sind: Er (der Krieg) sei der Vater aller Dinge und führe die Menschen zusammen. Der Krieg bewegt die Menschen, so las man ihn in der Humangeschichte, wenig humanistisch, denn diese war im Vergleich mit Friedenszeiten überproportional kriegsübersät.
Von Heinz Ahlreip – 8. März 2025, 16:27 h | Bereits vor Marx und Engels hatten bürgerliche Historiker der französischen Restaurationszeit, wie Thierry, Thiers, Guizot und Mignet, den Klassenkampf als treibende Kraft der Neuzeit erkannt. Doch erst Karl Marx verlieh diesem fundamentalen Konflikt eine wissenschaftliche Grundlage. Er ordnete ihn in einen weltgeschichtlichen Gesamtkontext ein und analysierte seine tiefere Bedeutung. Lenin, als brillanter Weiterentwickler der marxistischen Theorie, definierte den Krieg auf eine Weise, die gerade im Zeitalter des Imperialismus entscheidend ist. Seine Bestimmung hilft uns, den Krieg als Ausdruck des höchsten Stadiums des Kapitalismus zu verstehen. Dadurch bleibt die wissenschaftliche Analyse erhalten und bewahrt ihre Aussagekraft.. Wir müssen den politischen Inhalt, dass Klassenwesen des jeweiligen Krieges bestimmen: Ist es ein gerechter oder ungerechter Krieg? Aus dem politischen Inhalt des Krieges ergibt sich sein Charakter: Ist es ein Befreiungs- oder ist es ein Eroberungskrieg?
„Mir scheint, dass Wichtigste, das in der Frage des Krieges gewöhnlich unbeachtet bleibt, dem man nicht genügend Aufmerksamkeit widmet, die Hauptursache dafür, dass so viele Debatten – und ich möchte sagen, leere, aussichtslose und nutzlose Debatten – geführt werden, das ist die Tatsache, dass man die Grundfrage vergisst, die Frage nämlich, welchen Klassencharakter der Krieg hat, weswegen dieser Krieg ausgebrochen ist, welche Klassen ihn führen, welche historischen und historisch-ökonomischen Bedingungen ihn hervorgerufen haben.“
(Lenin, Krieg und Revolution, Lektion am 14. Mai 1917, Werke, Band 25, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 395)
Seit über drei Jahre, Ausbruch am 24. Februar 2025, währt jetzt schon der sogenannte Ukraine-Krieg, der ein Krieg um die Ukraine ist. Natürlich ist es ein Krieg und Putin lügt dreist in die Welt, bis auf seine Gläubiger, die ganze Menschheit an, es handele sich um eine begrenzte militärische Spezialoperation. Begrenzt? Putin hat mit einem Kernwaffeneinsatz gedroht: ‘Ich blöffe nicht‘. Die Definitionen Lenins zum Krieg betonen dessen politischen Inhalt, sein Klassenwesen und seinen Klassencharakter. Für die bürgerlichen Journalisten jedoch bleiben diese grundlegenden Aspekte fremd. Stattdessen lenken sie die Öffentlichkeit in die Irre, ohne sich mit den zentralen Fragen auseinanderzusetzen. Ihnen kommt nicht einmal der Gedanke, dass weder in Moskau noch in Kiew Arbeiter und Bauern die Regierung stellen. Deshalb wird in diesen Kreisen auch nie die Frage nach der Gerechtigkeit des Ukrainekrieges aufgeworfen. In einer antagonistischen Gesellschaft Proletariat-Bourgeoisie, gröber gesprochen arm und reich, tragen gesellschaftliche Erscheinungen unbedingt einen politischen Charakter. Und es ist eine Eigenart bürgerlicher Journalistik, Politik aus den konkret historischen Bedingungen zu lösen. Sie wird zu einem Abstraktum verflacht, in dem sich alles beliebige Unkrautgeschwafel einpflanzen lässt. Ausgeblendet ist, dass Politik immer klassengebunden ist.
„Wer nach den Erfahrungen sowohl Europas als auch Asiens von einer nicht klassengebundenen Politik und einem nicht klassengebundenen Sozialismus spricht, der verdient, einfach in einen Käfig gesperrt und neben irgendeinem australischen Känguruh zur Schau gestellt zu werden.“
(Lenin, Die historischen Schicksale der Lehre von Karl Marx, Prawda, 1. März 1913, Werke, Band 18, Seite 579)
Das Perfide der bürgerlichen Journaille, Marx und Engels sprachen von ‘unseren Pressbengels‘ besteht darin, dass sie sich die angebliche Klassenungebundenheit der Politik antikommunistisch in einen abstrakten Humanismus umbiegen. Eine Hauptmethode der bürgerlichen Journaille besteht u.a. auch darin, willkürlich einzelne Tatsachen aus dem Gesamtkomplex Politik – Krieg, in dieser Reihenfolge, die Partei bestimmt das Gewehr, aus dem objektiven Zusammenhang gesellschaftlicher Erscheinungen herauszunehmen.
„Man muss versuchen, aus exakten und unbestreitbaren Tatsachen ein Fundament zu errichten, auf das man sich stützen kann und mit dem man jede der „allgemeinen“ oder „auf Beispielen fußenden“ Betrachtungen konfrontieren kann, mit denen heutzutage in einigen Ländern so maßlos Missbrauch getrieben wird. Damit es wirklich ein Fundament wird, kommt es darauf an, nicht einzelne Tatsachen herauszugreifen, sondern den Gesamtkomplex der auf die betreffende Frage bezüglichen Tatsachen zu betrachten, ohne eine einzige Ausnahme, denn sonst taucht unvermeidlich der Verdacht, und zwar der völlig berechtigte Verdacht auf, dass die Tatsachen willkürlich ausgewählt oder zusammengestellt sind, dass nicht der objektive Zusammenhang und die objektive wechselseitige Abhängigkeit der historischen Erscheinungen in ihrer Gesamtheit dargestellt werden, sondern dass es sich um ein „subjektives“ Machwerk zur Rechtfertigung einer vielleicht schmutzigen Sache handelt.“
(Lenin, Statistik und Soziologie, Werke, Band 23, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 286)
Das schrieb Lenin im Januar 1917 in der Schweiz: Subjektive Machwerke treten in der Mine der Wissenschaftlichkeit auf. Ein Kriterium der wissenschaftlichen Darstellung ist jedoch gesellschaftliche Erscheinungen nicht aus ihren konkreten sozialökonomischen Bedingungen herauszunehmen, die den Klassencharakter und die aus ihm springende Politik prägen. Für die bürgerliche Journaille steht fest wie ein Fels in der Brandung, dass Politik und Krieg eine historisch unvergängliche Erscheinung darstellen. Anders der Marxismus-Leninismus:
„Die Revolution überhaupt – der Umsturz der bestehenden Gewalt und die Auflösung der alten Verhältnisse – ist ein politischer Akt. Ohne Revolution kann sich aber der Sozialismus nicht ausführen. Er bedarf dieses politischen Aktes, soweit er der Zerstörung und der Auflösung bedarf. Wo aber seine organisierende Tätigkeit beginnt, wo sein Selbstzweck, »seine Seele hervortritt, da schleudert der Sozialismus die politische Hülle weg.“
(Karl Marx, Kritische Randglossen zu dem Artikel eines Preußen, Werke, Band 1, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 409)
Die Bürgerlichen schaffen grade dieses Fortschleudern nicht, da haben sie einen Knoten im Gehirn. Der deutsche idealistische Philosoph Immanuel Kant hält dies für unmöglich. Seiner Ansicht nach ist der Mensch aus so krummem Holz geschnitzt, dass daraus nichts vollkommen Gerades gefertigt werden kann. Diese Auffassung formulierte er im sechsten Satz seiner Schrift Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht aus dem Jahr 1784. Das ist eine anthropologische Konstante für den Urheber dieses Satzes und seinen Nachplapperern. Die bürgerliche Ideologie darf von ihr ebenso wenig abrücken, wie der Papst zu Rom in seiner alljährlichen Weihnachtsansprache Atheismus propagieren kann. Ausbeuter- und Unterdrückerklassen haben ihren richtigen Klasseninstinkt. Sie setzen auf Thomas Hobbes, der davon sprach, dass der Mensch des Menschen Wolf sei, im Plural Wölfe, die einen Krieg aller gegen alle führen, Kant sah Tiere am Werk; Rousseau befand den Menschen für gut und friedenstauglich. Zusammen mit den ihm folgenden Anarchisten, auch mit den späteren Marxisten-Leninisten sah er die Gesellschaft als zu verdorben an, um reformiert zu werden, das Heil könne nur in der Gründung einer neuen Gesellschaft liegen. Dabei gehe es nicht um das immer größer werdende Glück für die immer größer werdende Zahl, eine Annäherung, welche weder kalt noch warm ist und die u. a. von dem britischen Philosophen, Politiker und Ökonomen John Stuart Mill, einem der einflussreichsten liberalen Denker des 19. Jahrhunderts, ebenfalls gegensätzlich zu Marx und Engels, vertreten wurde. Was aber die Feinde des Fortschritts auf ihrer Stirn tragen, ist die Ablehnung der Gesetzmäßigkeit in der Natur und im gesellschaftlichen Leben. Immer haut schon der wirre Kopf in sprengender Durchbruchsabsicht gegen die Wände der Wissenschaft. Geleugnet wird die objektiv vorliegende Affinität zwischen Wirtschaftspolitik und Militärpolitik, dass eine militärische Überlegenheit im Krieg nicht ohne ökonomische sich durchsetzen kann. Die Wirtschaft ist die Drehachse, um die sich die Armee wendet. Die Wirtschaft muss sich frühzeitig auf den Krieg vorbereiten. Diese Relation ist die richtige Spur, die von der bürgerlichen Ideologie sehr oft verfehlt wird. Allerdings liegen triftige Gründe vor, nicht zu tief darf die bürgerliche Journaille in das Fleisch des Kapitals einschneiden, herauskommen würde, dass es sich bei den Armeen der bürgerlichen Republiken nicht um die des Volkes handelt, dass der Krieg mehr ist als bloß ein bewaffneter Kampf. Nur diesen erfahren wir verkürzt aus der Journaille. Mit dem größten Glück der größten Zahl liegt kein Kommunismus vor, das ist ein subjektives Gedankenwerk John Stuart Mills. Dieser ergibt sich aus einer strikten Gesetzlichkeit, aus einer Kette von Negationen der Negationen weltgeschichtlichen Durchlaufs, final aus einer gedoppelten kleinen und großen Negation der Negation: Der Kapitalismus negiert den Feudalismus, der Sozialismus-Kommunismus den Kapitalismus, eingebettet in der monumentalen Negation der Negation: Klassenlose Urgesellschaft, negiert in die Ära der Klassenwidersprüche und Klassenkämpfe in die Vorgeschichte der Menschheit, erst aus dieser negierten Negation erfolgt der Umschlag in den Kommunismus, der eben nur als gedoppelt negierte Negation zu begreifen ist.
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