DER SONDERSTATUS DES MARXISMUS-LENINISMUS

Arbeiter in einer Glashütte im 19. Jahrhundert. Der Holzstich entstand 1890 nach einem Gemälde des Malers Aloys Eckardt. | Photo: Videoscan YouTube

Das wichtigste praktisch-politische Ergebnis der sich unter feudaler Hülle entfaltenden Produktivkräfte und der ihnen folgend entsprechenden Ideen der bürgerlichen Aufklärung war durch alle Wirrnisse hindurch die Herausbildung des Kapitalismus.

 

Von Heinz Ahlreip 19. September, 15:15 h | Um die revolutionären Widersprüche zu verfolgen und in richtige Beziehungen zueinander zu bringen ist gerade heute die ständige Vertiefung dialektischen Denkens unverzichtbar. Wer flach bleibt, irrt sich und es liegt eine falsche Toleranz vor, jeder klassengesteuerten Meinung, der dieser Umstand unbekannt ist, wissenschaftliche Dignität zu verleihen.  Dann liegen nur Meinungen vor, kein qualitativer Sprung zur allein Objektivität in Form richtiger Widerspiegelung der Wirklichkeit verheißenden Wissenschaft. Wären subjektive und objektive Erkenntnisse gleichrangig gäbe es gar keine wissenschaftlich verwertbaren, da scherbenartige Gebrochenheit der Spiegelung der Außenwelt vorliegen würde. Es gibt immer zwangsgesetzlich irrige Auffassungen unter den Ideologen der alten Klassen über das Wesen einer Revolution, ja Irrsinn, Irresein kann mental eine Folge sein und bleiben. Politik, Klassenkampf, Gefängnisse und Irrenanstalten gehören zusammen, aber man muss da keinen Allmachtsherrmann von machen wie Foucault.  Manche Linke verfallen als Verfolgte einer alles beherrschenden, alles im Griff habenden Staatsomnipotenz, dem Wahn, als ob Reaktionäre keinen Fehler machen, allmächtig seien.  Indessen, was machen wir mit den imperialistischen Behörden Tag ein Tag aus nicht für widerwärtige Erfahrungen, was für eine Borniertheit, was für eine abgrundtiefe Dummheit, was für eine Hilflosigkeit, liegt einmal kein 08/15-Fall vor.  Erinnern wir uns an die stolzen Worte von Friedrich Engels über die Internationale Arbeiter Assoziation:

„Ihre Haltung, ihre Organisation und Disziplin bilden einen merklichen Gegensatz zu der Schwäche, Unentschlossenheit; Unterwürfigkeit und Feigheit, die in Deutschland für alle Bewegungen der Bourgeoisie so charakteristisch sind“.
(Friedrich Engels, Die europäischen Arbeiter im Jahr 1877, in: Ausgewählte Werke, Marx Engels, Band IV, 1988,419).

Die deutsche Bourgeoisie hatte und hat nicht den Mut, Volksbefreier zu werden. Sie hat darin weder Übung noch Interesse. 

Auch die bürgerlichen Aufklärer machen sich einer Klassenneutralität schuldig, etwa wenn sie schreiben, bürgerliche Aufklärung lösche ihrer Intention nach Intoleranz aus, da sie doch den Klassenkampf eben nicht beendet. Verdeckend wirkt hier die Schrulle einer allgemeinen, auf verschiedenen Meinungen verteilten Vernunft, die verschiedenen Meinungen sollten sich mit Respekt und Toleranz begegnen. Diese Seichtigkeit wird heute von pluralistischer Seite gegen den Marxismus-Leninismus gekehrt, der wissenschaftliche Sozialismus auf eine Meinung unter Meinungen verhunzt. Warum beansprucht der Marxismus-Leninismus einen Sonderstatus gegenüber der bürgerlich geprägten, massenmanipulativ zustande gekommenen öffentlichen Meinung und den parteimäßigen und parteiunabhängigen Ideologien?   Weil es in der bürgerlichen Gesellschaft nur zwei Klassen gibt, die für eine substantielle politische Herrschaftspraxis in Frage kommen: Die mittlerweile reaktionär gewordene Bourgeoisie und das Proletariat als die einzig konsequent revolutionäre Klasse. Der Sonderstatus ist also nicht überheblich aus der Luft gegriffen, sondern ergibt sich zwangsläufig aus der objektiven Klassenlage und dieser entsprechenden objektiven Klassenkampfentwicklung der bürgerlichen Gesellschaft. Warum sind heute den fortschrittlichen, mitdenkenden Menschen die bürgerlichen Massenmedien über? Weil sie es satt sind, ihren Intellekt in einem irren Getöse von bloßen Meinungen, Kitsch, Krimi und Dekadenz vor die Hunde gehen zu lassen.

 

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Über Heinz Ahlreip 115 Artikel
Heinz Ahlreip, geb. am 28. Februar 1952 in Hildesheim. Von 1975 bis 1983 Studium in den Fächern Philosophie und Politik an der Leibniz Universität Hannover, Magisterabschluss mit der Arbeit »Die Dialektik der absoluten Freiheit in Hegels Phänomenologie des Geistes«. Forschungschwerpunkte: Französische Aufklärung, Jakobinismus, Französische Revolution, die politische Philosophie Kants und Hegels, Befreiungskriege gegen Napoleon, Marxismus-Leninismus, Oktoberrevolution, die Kontroverse Stalin – Trotzki über den Aufbau des Sozialismus in der UdSSR, die Epoche Stalins, insbesondere Stachanowbewegung und Moskauer Prozesse.

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