Am 26. Februar 2024 wurde in Berlin eine 65jährige Frau festgenommen. Frau Daniela Klette alias Claudia I. steht im Verdacht, an einem versuchten Mord und an einer Serie von Raubüberfällen von 1999 bis 2016 im Komplex linker RAF-Terrorismus, so der Jargon der BRD-Führungskräfte, beteiligt gewesen zu sein.
Von Heinz Ahlreip – 03. März 2024 | Die RAF ist längst zur Geschichte geworden, 1998 war bereits die Auflösung der Kampfgruppe erfolgt. Das ist jetzt ein Vierteljahrhundert her und eine Tradition hat die RAF in der deutschen Geschichte nicht begründen können. Es ist das Privileg der Jugend, auf Augenblicksgötzen hereinzufallen.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung, ein Pflichtblatt der Frankfurter Wertpapierbörse, schürt den Bürgerkrieg: “Ferner, naher RAF-Terror“, so lautet die Überschrift des Kommentars auf Seite 1 von Reinhard Müller vom 28.2.2024. Ohne jede Scham lügt Müller vor, die RAF sei noch präsent und schwafelt von einer fortwirkenden Treue unter alten Kameraden. Nein, die im Rahmen eines Trios (zusammen mit Burkhard Garweg und Volker Staub) tätige Klette beging Raubüberfälle zum nackten Überleben, ohne jeglichen politischen Hintersinn. Die letzten Reste der RAF sind Kombattanten, die auf dem letzten Loch pfeifen. Natürlich hat ein Soldat das Recht, sich zu verproviantieren.
Die Festnahme einer RAF-Rentnerin bezeichnete die niedersächsischen Innenministerin Daniela Behrens (SPD) als ‘Meilenstein in der deutschen Kriminalgeschichte‘, dabei fällt die Sprengung der Justizvollzugsanstalt Weiterstadt mit 100 Millionen Mark Schaden, an der Klette beteiligt gewesen sein soll in das Jahr 1993! Weiß Behrens, was sie redet? Über 30 Jahre hat Frau Klette im Untergrund durchgehalten, das ist doch eher ein Meilenstein für die Tapferkeit der Frauen der RAF.
»Wenn ich Sozialdemokraten sehe, die stolz und selbstzufrieden erklären: Wir sind keine Anarchisten, keine Diebe, keine Räuber, wir sind darüber erhaben, wir lehnen den Partisanenkrieg ab, dann frage ich mich: Begreifen diese Leute, was sie reden?«
(Lenin, Der Partisanenkrieg, Werke, Band 11, Dietz Verlag Berlin, 1906,210).
Der Grundmangel der RAF war, dass deren Kombattanten sich zu keiner Zeit wie Fische im Wasser bewegen konnten. Die Mehrheit des deutschen Volkes lehnte sie ab, sie kamen zu früh. Eine Regierung des Volkes, deren Kern die Arbeiter und Bauern sind, muss sich immer auf die Mehrheit stützen, alles andere ist Blanquismus, ist ein Sich doktrinäres Versteifen auf fixe Kampfformen, was der Marxismus-Leninismus entschieden ablehnt. Während der 48er Revolution erkannte die Sozialdemokratie den Barrikadenkampf an, lehnte ihn Ende des 19. Jahrhunderts ab und stelle sich nach den Erfahrungen des Dezemberaufstandes 1905 in Russland, die nach Kautsky zu einer neuen Barrikadentaktik geführt haben, wieder positiv zu ihm auf. Der Marxismus unterscheidet sich
»von allen primitiven Formen des Sozialismus dadurch, dass er die Bewegung nicht an irgendeine bestimmte Kampfform bindet. Er erkennt die verschiedensten Kampfformen an, und zwar „erfindet“ er sie nicht, sondern fasst nur die im Verlauf der Bewegung von selbst entstehenden Formen des Kampfes der revolutionären Klassen verallgemeinernd zusammen, organisiert sie und verleiht ihnen Bewusstheit«
(a.a.O.,202).
Auguste Blanqui war ein Revolutionär des 19. Jahrhunderts, der den revolutionären Umsturz durch eine Minderheit von Kadern für effektiv ansah ebenso wie Carlos Marighela im 20. Jahrhundert. Marighela war aus der KP Brasiliens ausgetreten und stellte mit
Stadtguerilleros die Machtfrage in den Metropolen Brasiliens. Er geriet am 4. November 1969 in Sao Paulo in eine Falle der Militärpolizei und wurde auf offener Straße erschossen. Sein Handbuch des brasilianischen Stadtguerilla, in dem er seine Theorie vertrat, die Guerrilla müsse vom Land auf die Stadt vordringen und das Mittel der Flugzeugentführungen als legitime Waffe im Befreiungskampf ansah, insofern ist der Name Stadtguerilla irreführend, aus dem die wurzel- und parteilosen RAF-Mitglieder geistige Nahrung sogen, stand in der BRD lange Zeit auf dem Index. Lenin wurde aus der Hand gelegt. Für Lenin war der Partisanenkampf stets eine zweitrangige Kampfform, nicht die einzige und nicht die wichtigste. Vom Leninismus abweichen, heißt in den Sumpf der politischen Verwahrlosung zu geraten, vom Leninismus abweichen, heißt auf die schiefe Bahn eines verpfuschten Lebens zu geraten, vom Leninismus abweichen, heißt in den Sumpf von Flugzeugentführungen und Piraterie zu geraten. Man stelle sich einmal die Horror-Szene vor, Lenin als Flugzeugentführer.
Was allerdings von Lenin gutgeheißen wurde, das waren bewaffnete kleine Gruppen, das waren Banküberfälle und Enteignungen reicher Privatpersonen, auch die Tötung von Einzelpersonen, von Bütteln des alten Regimes. Die beschlagnahmten Mittel dienen auch zum Unterhalt der Partisanen, das war in den letzten Jahrzehnten des RAF-Trios der Fall. Der Partisanenkampf ist eine unvermeidbare Kampfform in einer Zeit, wo die Massenbewegung in der Praxis schon an den Aufstand heranreicht und mehr oder minder große Pausen zwischen den großen Bürgerkriegsschlachten eintreten. Der Marxist steht auf dem Boden das Klassenkrieges, nicht auf dem des sozialen Friedens. Die Knarre ist wichtiger als die Kontokarte.
Was ist ein Banküberfall im Vergleich zur Gründung einer Bank?
(Brecht).
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