Die Materie ist ewig

Materialismus kontra Idealismus

Der antike Materialismus begann mit genialen atheistischen Zügen in der Wissenschaftsgeschichte. Thales legte sich richtig mit der Behauptung fest, dass alles Leben aus dem Wasser stamme, was die heutige Naturwissenschaft bestätigt. Landtiere hatten ihren Ursprung als Seetiere.

Von Heinz Ahlreip
05. Februar 2023

Der Erzmaterialist Anaximander fand richtig heraus, dass die Menschen aus fischartigen Wesen entstammen, die aufs Land gegangen waren. Sein bahnbrechender Gedanke ist widersprüchlich:

»Die Materie ist ewig; der Weltuntergang ist uns sicher«

Dass unser ganzes Sonnensystem vergänglich ist, das kann man nachlesen in der Dissertation von Kant, aus dem Jahr 1755 (Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels), in den Schriften Laplaces, der unabhängig von Kant das gleiche wissenschaftliche, als Nebular-Theorie bekannte Ergebnis herausbekam

(Entstehung der Welt aus rotierender Nebelmasse und Auflösung in diese),

und im Werk von Engels »Dialektik der Natur«, das er zwischen 1873 und 1883 geschrieben hat.

Heraklit bestritt den Unfug von der „Unsterblichkeit der Seele”, der jeden Menschen wissenschaftlich blamiert, der so behauptet. Die antiken Atomisten, in deren Werken sich der Materialismus am konsequentesten ausformuliert hatte, muss man wissenschaftsgeschichtlich als Vorläufer der modernen Atomtheorie begreifen, etwas anderes ist gar nicht möglich.

Allen Naturwissenschaften liegt heute die Lehre von den Atomen zugrunde.

Die Wirkungen der antiken Atomisten sind also heute noch vehement präsent. Das entstammt der angemessenen nüchternen Betrachtungsweise des alten Materialismus, so dass das theoretische Schaffen der meistens aus Küstenstädten stammenden antiken Materialisten, in der frühen Neuzeit Schützenhilfe bei den historisch notwendig gewordenen Emanzipationen der Naturwissenschaften aus traditionellen Vorurteilen und in ihrem mühevollen Kampf gegen Anfeindungen von Seiten der Scholastiker gab.

Je aktiver der Mensch in der weltlichen Immanenz wurde, desto weniger wurde von göttlichen Eingriffen ausgegangen. Vor allem zeigen die wissenschaftlichen Ergebnisse der antiken Materialisten an, dass sie als Ansätze der modernen Naturwissenschaften gelten können, während diese die Aussagen der antiken Idealisten, insbesondere die von Platon und Aristoteles, die christliches Gedankengut anstifteten, widerlegen! Auf diese beiden Megaidealisten lassen sich alle folgenden idealistischen Anschauungen im europäischen Kulturkreis bis heute zurückführen.

Obwohl Idealisten die Grundfrage der Philosophie falsch lösen, enthebt uns das nicht vom Studium zum Beispiel der Werke von Platon und Aristoteles. Es ist gut, wenn Revolutionäre und wissenschaftliche Materialisten die Werke der Stammväter einer Irrlehre besser kennen, als die Ideologen der herrschenden kapitalistischen Klassen, die heute aus diesen stammen. Denn es lässt sich wissenschaftsgeschichtlich nachweisen, dass:

materielle Ausbeutung und die Ideologie des Idealismus affin zueinander stehen.

Alles in allem ist der Idealismus konservativ!

Ein Wortspiel sei erlaubt:
Der Idealismus sieht in der gegenwärtig bestehenden Ausbeutergesellschaft die ideale schlechthin, die ewigen Bestand zu haben hat. Fixierung auf für Ausbeuter gelegene Herrschaft, erstarrt noch jede Dialektik zum Kristall. Immer kommt im Vollzug idealistischer Dialektik himmlische Ewigkeit mit ins Boot Namens „Utopia”, da es eine irdische Ewigkeit nicht gibt. Heraklit: Alles fließt versus Plato: Suche nach etwas Bleibendem im Fließen. Da er es nicht findet, Konstruktion eines Idealstaates. Er war “ … nicht eingestellt auf die Revolution, sondern auf die Aufhebung der Revolution …“
(August Thalheimer, Einführung in den dialektischen Materialismus, Vorträge an der Sun-Yat-Sen-Universität in Moskau,1927,66).

Der antike Idealismus ist entstanden, als sich die antike Sklavenhaltergesellschaft im Zerfallen befand und keine Möglichkeit mehr sah, aus sich selbst heraus zu einer Weiterentwicklung zu gelangen
(Vergleiche, a.a.O.,54).
Wissenschaftlich-dialektisch vorgehende Materialisten können Ideologien gleich welcher Klassenwurzel entstammend, nicht einfach etwa im Stil des Anarchismus beiseite schieben. Sie müssen sich auf sie einlassen nach dem Grundsatz, der immanenten Kritik, sich in den Kreis der Stärke des Weltanschauungsfeindes zu stellen und ihn anhand dieser selbst zu überführen.

Es wurde natürlich von den Materialisten entdeckt, dass:

der Mensch es selbst ist, der hinter allem steht.

Jenseitige, unerklärliche Rätsel wurden nach Versetzung in einen ursächlich-irdischen Zusammenhang einer Lösung zugeführt, die Beschwörungen des Zauberers, etwa des Regenmacherschamanen, als sinnlos überführt. Dieser versucht durch Beschwörung den Regengott anzurufen und ihn zum Öffnen der Schleusen zu animieren. Dass hier der Idealismus jeden naturwissenschaftlichen Fortschritt blockiert, liegt auf der Hand, es liegt aber kein qualitativer Unterschied vor zwischen dem Regengott des Schamanen und der überirdischen Idee des Guten von Plato, der Spitze in seinem Ideensystem.

Schon das Werk des Materialsten Empedokles kam ohne Götter aus und für den Materialisten Anaxagoras war die Sonne eine glühende Gesteinsmasse. Die alten Materialisten fingen an, die Welt mit nüchternen Augen zu betrachten. Äußerst aufschlussreich ist die Bemerkung von Anaxagoras, dass der Mensch das klügste Lebewesen ist, weil er Hände habe. Wir wissen heute, dass mit ihren Ausbildungen die Herrschaft des Menschen über die Natur begann, mehr und mehr zunahm und den Horizont der Menschen erweiterte – eine erstrangige Antizipation, die Aristoteles idealistisch umkehrte. Er legte es so aus:

Da der Mensch das klügste aller Wesen ist, hat er Hände.

Diese Perversion des Aristoteles wird durch die Jahrhunderte in der Geschichte der Philosophie den Konflikt zwischen ihren beiden Hauptlagern ausmachen. Für Anaxagoras war der ‘nous‘, die Vernunft, das leitende Weltprinzip. Auch hier wieder die Perversion durch die Idealisten, sie gaben und geben den ‘nous‘ als unstofflich aus, während er für Anaxagoras nachlesbar und von Platon bestätigt der reinste aller Stoffe war. Auch hier haben die Idealisten unverdaulichen Salat angerichtet, wie denn der Grundirrtum darin besteht, der Dialektik der Weltfaktizität die des Weltgeistes zugrunde zu legen.

Aristoteles und Plato suchten in den Werken des Anaxagoras ein reines, geistiges Weltprinzip und wurden bei dessen Lektüre enttäuscht. Die Sklavenhalter, als herrschende Idealismen verpflichtet, schlugen den Philosophen als ersten Materialisten in der Geschichte der Philosophie primär wegen der Auslegung der Sonne als Gesteinsmasse in die Ächtung.

Er war der erste verfolgte Materialist in der Geschichte der Philosophie. Viele sollten folgen, Kerkerhaft, Verbannung, Inquisition und nicht nur Männer, sondern auch auch Materialistinnen, Hexen, Feuertod, etwa Bruno am 17.Februar im Jahr 1600.

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